-5-Kirchenj. bis 14.S.n.Trinitatis 08 | Lugar/Ort:Reffino
Fecha/Datum:08/06/1980 | Otros Lugares/Weitere Predigtorte: Meroú, 8-6-1980 | Año Eclesiástico/Kirchenjahr:1. Sonntag nach Trinitatis | Libro Bíblico/Buchbezeichnung:Lukas 16, 19-31 | | |
Skopus: Jesus befähigt uns, ein helfender Bruder zu sein | | --5- Kirchenj. bis 14.S.n.Trinitatis 8 -Lukas 16, 19-31 "Es war aber ein reicher Mann, der kleidete sich mit Pupur und köstlicher Leinwand und lebte alle Tage herrlich und in Freuden. Es war aber ein armer Mann mit Namen Lazarus, der lag vor seiner Tür voller Schwären und begehrte sich zu sättigen von den Brosamen, die von des Reichen Tische fielen; doch kamen die Hunde und leckten ihm seine Schwären. Es begab sich aber, daß der Arme starb und ward getragen von den Engeln in Abrahams Schoß. Der Reiche aber starb auch und ward begraben. Als er nun in der Hölle und in der Qual war, hob er seine Augen auf und sah Abraham von ferne und Lazaraus in seinem Schoß. Und er rief und sprach: Vater Abraham, erbarme dich mein und sende Lazarus, daß er das Äußerste seines Fingers ins Wasser tauche und kühle meine Zunge; denn ich leide Pein in dieser Flamme. Abraham aber sprach: Gedenke, Sohn, daß du dein Gutes empfangen hast in deinem Leben und Lazarus dagegen hat Bóses empfangen, nun aber wird er getröstet und du wirst gepeinigt. Und über das alles ist zwischen uns und euch auch eine große Kluft befestigt, daß die da wollten von hinnen hinabfahren zu euch, könnten nicht, und auch nicht von dannen zu uns herüberfahren. Da sprach er: So bitte ich dich, Vater, daß du ihn sendest in meines Vaters Haus; denn ich habe noch fünf Brüder, daß er ihnen bezeugte, auf daß sie nicht auch kommen an diesen Ort der Qual. Abraham sprach zu ihm: Sie haben Mose und die Propheten; laß sie dieselben hören. Er aber sprach: Nein, Vater Abraham! sondern wenn einer von den Toten zu ihnen ginge, so würden sie Buße tun. Er aber sprach zu ihm: Hören sie Mose und die Propheten nicht, so werden sie auch nicht glauben, wenn jemand von den Toten auferstünde."
Gibt es heute überhaupt ein aktuelleres Thema als das dieses Gleichnisses unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus, als das Gleichnis vom reichen Mann und vom armen Lazararus? Weil das so ist, ist es das Problem unserer Zeit. Um dieses Problemes willen ist das Verhältnis zwischen Patron und Peon vergiftet, flackern an allen Stellen der Welt Bürgerkriege und Revolutionen auf, entstehen grausame kommunistische und grausame Militärregierungen und besteht die Gefahr eines neuen Weltkrieges. Und ich habe die größte Angst, daß um dieses Problemes willen diese Erde zerstört oder die ganze Menschheit einschließlich der Tier- und Pflanzenwelt vernichtet wird. Diese Probleme hätten nicht sein brauchen, wenn wir dieses Gleichnis Jesu vom reichen Mann und vom armen Lazareus ernst genommen hätten, besonders wir als Christen. Es hat sich dieses Problem natürlich dadurch noch verschärft, daß die armen Lazarusse nicht warten bis ihnen die Brotkrumen von der Herren Tische fallen, sondern das Recht auf ein menschliches Leben einfordern, so wie Gott es sich bei der Erschaffung des Menschen gedacht hatte, ein Recht, das mit Füßen getreten wird. Ja, dieses Recht wird immer mehr sogar mit brutaler Gewalt eingefordert, ohne nach links oder rechts zu gucken. Wundern brauchen wir uns darüber nicht. Wir brauchen nur unsere Lebensgewohnheiten und Ansprüche vergleichen mit dem Leben, das Millionen von Asiaten oder Afrikaner oder Lateinamerikaner führen. Was hat unser Leben noch zu tun mit dem Leben der Eingeborenen in unserem Land, die langsam aber sicher an Krankheit und Hunger dahinsiechen. Was ist nun das Besondere am reichen Mann in unserem Gleichnis? Wir lesen: "Er kleidete sich in Purpur und kostbare Leinwand und lebte alle Tage herrlich und in Freuden." Es wird uns nicht berichtet, daß er moralisch ein schlechter Mann war. Er war nicht bekannt als ein Ausbeuter oder als eine Leuteschinder. Er wird uns auch nicht bezeichnet als ein Betrüger oder als ein Wucherer. Nein, nur das kommt zum Ausdruck, daß er zu leben wußte. Herrlich gekleidet, liebte er den Luxus und hatte gefallen an einem schönen und bequemen Leben und auch an großen Festmahlzeiten mit den besten Gerichten. Da er, der Reiche, eine Gestalt ist eines Gleichnisses, kann diese Gestalt in vielerlei Formen gesehen werden. Vielleicht hat er viel Geld und kann sich das alles leisten und imponiert damit den anderen Leuten, denen er beweisen will, daß er ein Herr sei, sein EIGENER Herr. Der Reiche kann auch einer sein, der auf dem Wege nach oben ist und die feste Überzeugung hat, daß er sein Ziel schon erreichen wird, dazu soll ihm auch sein Lebensstil verhelfen. Vielleicht gleicht er dem reichen Jüngling, oder einem alten Mann, der in Muße und Abgeklärtheit das Erreichte nun in den letzten Jahren seines Lebens genießt. Er geht seinen Weg ohne andere zu belästigen oder zu beunruhigen. Er sieht sich nicht nach links oder rechts um. Das ist die Gestalt des reichen Mannes. Sofort kommt natürlich die Feststellung, was denn daran so Schlimmes ist? Kämpfen wir nicht alle dafür und sehnen uns wenigstens danach, daß wir das auch alles haben oder haben können, was dieser reiche Mann besitzt? In der Tat wird man zunächst am Verhalten dieses Mannes, der seinen Reichtum zzu genießen weiß, nichts auszusetzen haben. Was ist aber am Verhalten des reichen Mannes, das Jesus als Vertreter seines Vaters im Himmel, des Schöpfers aller Menschen, nicht akzeptieren kann? Es ist eben sein Verhalten zum armen Lazarus, der vor seiner Türe liegt. Er lebt an ihm vorbei, so, als ob er überhaupt nicht existieren würde. Kónnen wir uns nicht manchmal selbst in diesem reichen Mann wiedererkennen? Wer war denn Lazarus? "Es war aber ein Arner mit Namen Lazarus, der lag voll von Geschwüren vor seiner Tür, und ihn verlangte seinen Hunger mit dem zu stillen, was von dem Tische des Reichen fiel; es kamen sogar noch die Hunde und leckten seine Gescvhwüre?" Und an diesem Lazarus mit seiner verkommenden Gestalt als ein Häuflein Elend versagt der reiche Mann und wird ein in seinem Leben Gescheiterter, auch wenn er so tut als sei er sein eigenenr Herr. Wer ist der arme Lazarus? Er erscheint auch in verschiedenen Gestalten. Lazarus ist immer der Bittende und Arme, der uns braucht, der auf unsere Hilfe angewiesen ist, der nicht mehr weiter kann, wenn wir ihm die Hand der Hilfe nicht reichen. Er hat kein Brot und kein Geld und keine Arbeit. Er ist im Gefängnis oder gerade daraus entlassen. Er hat keine Freunde, ihm geht alles schief. Ein Unglück nach dem anderen schlägt auf ihn ein. Lazarus ist ein Bettler, ein "Hiesiger, der stinkt", in Lumpen gehüllt, mit einem kranken Leib, übermüde, aus der Heimat vertrieben, von der politischen Gegenpartei verfolgt. Die Not schreit ihm aus den Augen. Was mußte er nicht schon alles in seinem Leben erfahren. Die Summe seines Lebens ist: Ich kann mir allein nicht mehr helfen, während der Reiche überzeugt ist, daß er sich allein helfen kann, aber ruhig an der Not des Armen achtlos vorübergehen kann seinem Unglück, seinem göttlichen Verdammungsurteil entgegen. Die Zukunft, seine Zukunft, wird grausam sein ohne eine Möglichkeit der Hilfe, weil er diese Hilfe dem armen Lazarus verweigert hat und die Hölle kann schon hier auf Erden Wirklichkeit werden, da braucht man nicht immer erst auf die Zeit nach dem Tode zu warten, während Lazarus eine Zukunft geschenkt erhält, da er sein vom Schöpfer gegebenes menschliches Leben voll ausleben darf. Auf das Stöhnen und Seufzen des vom göttlichen Gericht getroffenen und verurteilten reichen Mannes gibt Gott durch Abraham die Antwort: "Denke daran, mein Sohn, daß du dein Teil an Gutem schon in deinem Leben empfangen hast, in gleichem Maß hat Lazarus nur Böses empfangen, jetzt wird er hier getröstet und du wirst gepeinigt." Unser Gleichnis ist aber nicht nur eine Mahnung Jesu an uns, am Nächsten, armen notleidenden Nächsten nicht achtlos vorüberzugehen, weil damit ein Leben mit Zukunft oder ein Ende mit Schrecken verbunden ist, sondern es hat auch den Sinn, nach dem wir uns in der Gestalt des reichen Mannes wiedererkannten, der selbst sein Leben in die Hand nimmt und gestaltet und nichts nach Gott und seinen Mitmenschen fragt und darum scheitert, daß wir uns langsam in der Gestalt des armen Lazarus wiedererkennen, so wie er, sind wir im letzten Grunde alle, ob reich oder arm, ob Bauer oder Arbeiter, ob hoch oder niedrig, wir alle sind allein auf die Hilfe Gottes angewiesen, die wir in Jesus Christus erhalten. Wenn wir uns als solche erkennen, wie es ein Liederdichter tut: "Nichts hab ich zu bringen, alles, Herr, bist du." dann haben wir in Jesus Christus den, der nicht achtlos an unserer Not vorübergeht, dann wird er unser uns helfende Bruder und wir sind dann befähigt und aufgerufen, anderen gegenüber auch ein helfender Bruder, eine helfende Schwester zu sein.
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