-5-Kirchenj. bis 14.S.n.Trinitatis 06 | Lugar/Ort:Alcaraz
Fecha/Datum:12/06/1971 | Otros Lugares/Weitere Predigtorte: Camarero/Puiggari, 20-6-1971 Meroú, 20-6-1971 Aldea Protestante. 4-6-1972 | Año Eclesiástico/Kirchenjahr:1. Sonntg. nach Trinitatis | Libro Bíblico/Buchbezeichnung:Hesekiel 2, 3-8a; 3, 17-19 | | |
Skopus: Der Zeuge Jesu darf seine Aufgabe nicht vergessen | | -5-Kirchenj.bis14.S.n.Trinitatis 6-Hesek.2,3-8; 3,17-19 "Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, ich sende dich zu den Kindern Israel, zu dem abtrünnigen Volk, so von mir abtrünnig geworden sind. Sie samt ihren Vätern haben bis auf diesen heutigen Tag wider mich getan. Aber die Kinder, zu welchen ich dich sende, haben harte Köpfe und verstockte Herzen. Zu denen sollst du sagen: So spricht der Herr Herr! Sie gehorchen oder lassen's. Es ist wohl ein ungehorsames Haus; dennoch sollen sie wissen, daß ein Prophet unter ihnen ist. Und du, Menschnekind, sollst dich vor ihnen nicht fürchten. Es sind wohl widerspenstige und stachelige Dornen bei dir; und du wohnst unter Skorpionen; aber du sollst dich nicht fürchten vor ihren Worten, noch vor ihrem Angesicht dich entsetzen, ob sie wohl ein ungehorsames Haus sind. Aber du, Menschenkind, höre du, was ich dir sage und sei nicht ungehorsam, wie das ungehorsame Haus ist. Du Menschenkind, ich habe dich zum Wächter gesetzt über das Haus Israel; du sollst aus meinem Munde das Wort hören und sie von meinetwegen warnen. Wenn ich dem Gottlosen sage: Du mußt des Todes sterben, und du warnst ihn nicht und sagst es ihm nicht, damit sich der Gottlose vor seinem gottlosen Wesen hüte, auf daß er lebendig bleibe: so wird der Gottlose um seiner Sünde willen sterben; aber sein Blut will ich von deiner Hand fordern. Wo du aber den Gottlosen warnst und er sich nicht bekehrt von seinem gottlosen Wesen und Wege, so wird er nun um seiner Sünde willen sterben; aber du hast deine Seele errettet."
Das Wort, das uns heute zu predigen und zu hören aufgetragen ist, ist ein hartes Wort. Gott spricht zu seinem Propheten Hesekiel von seinem eigenen Volk, das sich Gottes Volk nennt, dessen Angehörige Kinder Gottes heißen. Und was Gott von diesem seinem Volk sagt, gilt natürlich in erster Linie von diesem Volk Israel. Allerdings könnte vielleicht doch bei der Beschäftigung mit diesem fast 3.000 Jahre altem Wort sichtbar werden, daß es uns als dem neuen Volk Gottes, der Kirche Jesu Christi, in derselben Weise gilt wie dem Volk Gottes, dem Volk Israel damals. Was sagt Gott von diesem seinem eigenen Volk? "Es ist ein von mir abtrünniges Volk.- Die Angehörigen meines Volkes haben harte Köpfe und verstockte Herzen. Sie sind voller Widerspruch, einmal so und das andere Mal anders, wenn es um den Gehorsam mir gegenüber geht. Sie sind stachelige Dornen und giftige Skorpione." Wenn wir diese Bildwörter analysieren wollen, dann müssen wir das vielleicht so tun: Das Volk Gottes hört nicht mehr auf die Stimme seines Herrn, sondern es hört und folgt den Stimmen anderer Herren und Götzen und Mächte und Ideologien. Es kümmert sich nicht um die Benachteiligten, um die Kranken und Notleidenden. Und wenn Gott klare Anweisungen durch die Propheten für die Zukunft gibt, dann gehorchen sie einmal und das andere Mal nicht, ein Teil ist dafür, der andere dagegen, sodaß ein solches Durcheinander entsteht, in der Frage des Verhältnisses zu ihren Mitmenschen, im Kaufen und Verkaufen, im Verhältnis von Staat und Bürger und in der hohen Politik und in der Religionsausübung, auch in der Kirche, daß keiner mehr den Weg in die Zukunft erkennen kann. Hier eentsteht doch sofort die Frage, muß das nicht in der gleichen oder noch schlimmeren Weise von der Christenheit, von uns Christen, gesagt werden: "Sie haben harte Köpfe und verstockte Herzen." Es wäre schlimmer heute wie damals, weil wir als Christen viel größere Hilfen und Möglichkeiten von Gott erhalten haben. Vor allen Dingen aber haben wir Jesus Christus, der stets gegenwärtig mitten unter uns ist. Damals mußte als Strafe das Volk Gottes für viele Jahre in die Gefangenschaft nach Babel. Es hatte den staatlichen Mächten mehr gehorcht als Gott und nun wurden sie zu Sklaven dieser staatlichen Mächte, weil sie auf die falsche Partei, auf den falschen Führer, auf das falsche Militär ihre Hoffnung gesetzt hatten. Geht nicht erst jetzt langsam in der ganzen Welt eine ähnliche babylonische Gefangenschaft der Kirche und der Christenheit zu Ende, die schon fast seit 2.000 Jahren bestand? Man muß sagen, daß diese babylonische Gefangenschaft unter dem römischen Kaiser Konstantin schon in der ersten Zeit der christlichen Kirche begann, als dieser Kaiser Thron und Altar, Kirche und Staat, miteinander verband. Der Staat hilft der Kirche und unterstützt sie und die Kirche muß dafür alles verteidigen und segnen, was der Staat macht. In unserer rußlanddeutschen Vergangenheit an der Wolga sah das so aus, daß der Polizist und der Pastor Hand in Hand zusammenarbeiteten, ähnlich hat bei der Einweihung der neuen Kirche in Lucas González unser Gobernador Ricardo Favre noch das gute Verhältnis von Thron und Altar, von Kirche und Staat, verteidigt und gefordert, bis dahin, daß er die, die das ablehnten, als falsche Propheten bezeichnete. Im letzten Grunde bringt dieses enge Verbindung von Staat und Kirche, die Versklavung der Kirche mit sich. Sie wird zur Handlangerin, zur Sklavin des Staates. Wird eine Staatsform angegriffen und bricht zusammen, so wird automataisch mit der Staatsform auch die Staatskirche angbegriffen und mit in den Zusammenbruch hineingerissen. Ein Hauptgrund der Christenverfolgung in Rußland anläßlich des Zusammenbruchs des Zarenreiches und der Übernahme durch den Kommunismus lag eben in dieser Verquickung von Staat und Kirche, der Zar war ja gleichzeitig der oberste Schirmherr der Kirche. Seit einigen Jahrzehnten bricht langsam in der ganzen Welt zum großen Glück für den Staat und für die Kirche ihre enge Verbindung zusammen oder löst sich allmählich, auch bei uns in Argentinien. Es ist erstaunlich, wie oft man jetzt in den Zeitungen lesen kann, daß lateinamerikanische Regierungen in Spannung mit der römisch-katholischen Kirche leben. Die christliche Kirche darf sich nie die Freiheit nehmen lassen, auch einen Staat, eine Regierung auf Grund des Wortes Gottes zu kritisieren und den Staat an seine Pflicht gegenüber den Staatsbürgern zu erinnern und zu ermahnen. Allerdings kommt alles darauf an, daß das alte Volk Gottes, die Israeliten, und das neue Volk Gottes, die Kirche, die Christen, selbst das Wort Gottes hören und ernst nehmen und dafür sorgen, daß es verkündigt und praktiziert werden kann. Wie sagte Gott es damals seinem Propheten Hesekiel: "Du Menschenkind, ich habe dich zum Wächter gesetzt über das Haus Israel. Du wirst aus meinem Munde das Wort hören und sollst sie in meinem Namen warnen." Dieses Wächteramt der Kirche sollte diese nie um Vorteile willen verkaufen oder ablehnen oder vernachlässigen. Zu diesem Wächteramt sind wir alle gerufen. Es ist einmal darauf gerichtet, zu achten, daß Gottes Wille in der Kirche, unter Christen geschehe und praktiziert werde und zum anderen besteht es darin, daß in dieser Welt unter uns Menschen kein Unrecht geschehe und niemandem ein Leid zugefügt und keiner Not leide und Menschen in Krankheiten zu helfen versucht werde, Was das bedeutet, haben Christen zuerst unter sich zu praktizieren, damit sie dieser Welt ein Beispiel geben können, wie es gemacht wird. Und Gott sagt dem Propheten und damit auch uns: "Wenn du das nicht tust, wirst du als Kind Gottes, als Angehöriger des Volkes Gottes zur Verantwortung gezogen werden für das, was an dieser Welt an Unrecht geschieht."
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