-5-Kirchenj. bis 14.S.n.Trinitatis 05 | Lugar/Ort:Grabschental
Fecha/Datum:01/06/1980 | Otros Lugares/Weitere Predigtorte:
| Año Eclesiástico/Kirchenjahr:Trinitatis | Libro Bíblico/Buchbezeichnung:Johannes 3, 1-15 | | |
Skopus: Jesus lädt zum Wunder des Glaubens ein | | -5-Kirchenj, bis 14. S.n.Trinitatis 5 -Johannes 3, 1-15 "Es war aber ein Mensch unter den Pharisäern mit Namen Nikodemus, ein Oberster unter den Juden. Der kam zu Jesus bei der Nacht und sprach zu ihm: Meister, wir wissen, daß du bist ein Lehrer von Gott gekommen; denn niemand kann die Zeichen tun, die du tust, es sei denn Gott mit ihm. Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wahrlich, wahrlich ich sage dir: Es sei denn, daß jemand von neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen. Nikodemos spricht zu ihm: Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist? Kann er auch wiederum in seiner Mutter Leib gehen und geboren werden? Jesus antwortete: Wahrlich, wahrlich ich sage dir: Es sei denn, daß jemand geboren werde aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen. Was vom Fleisch geboren wird, das ist Fleisch; und was vom Geist geboren wird, das ist Geist. Laß dich's nicht wundern, daß ich dir gesagt habe: Ihr müsset von neuem geboren werden. Der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl; aber du weist nicht, woher er kommt und wohin er führt. Also ist ein jeglicher, der aus dem Geist geboren ist. Nikodemus antwortete und sprach zu ihm: Wie mag solches zugehen? Jesus antwortete und sprach zu ihm: Bist du ein Meister in Israel und weißt das nicht? Wahrlich, wahrlich ich sage dir: Wir reden, was wir wissen, und zeugen, was wir gesehen haben; und ihr nehmt unser Zeugnis nicht an. Glaubet ihr nicht, wenn ich euch von irdischen Dingen sage, wie würdet ihr glauben, wenn ich euch von himmliscfhen Dingen sagen würde? Und niemand fährt gen Himmel, denn der vom Himmel herniedergekommen ist, nämlich des Menschen Sohn, der im Himmel ist. Und wie Mose in der Wüste eine Schlange erhöht hat, also muß des Menschen Sohn erhöht werden, auf daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben."
Wir haben in den Evangelien verschiedene Begegnungen Jesu mit den Frommen, den Pharisäern und Schriftgelehrten des Volkes Israels. Meistens suchten diese allerdings Jesus auf, um ihn auf die Probe zu stellen und in theologische Haarspalterei zu führen, aus denen er keinen Ausweg wüßte. Auch stellten sie ihm so verfängliche Fragen, damit sie ihn früher oder später mit seinen Antworten vor das oberste Gericht zur Aburteilung stellen konnten. In unserer Begegnung Jesu mit Nikodemus ist es etwas anders. Er ist ein Pharisäer und Mitgleid des Hohen Rates, der obersten geistlichen Gerichtsbehörde, des Volkes Israel. Von ihm ist später auch noch einige Male die Rede. Beim Gerichtsprozeß Jesu nimmt er Stellung für ihn ein, allerdings in einer etwas lauen und ängstlichen Weise, während er sich nach Jesu Tod um ein ordentliches Begräbnis bemühte. Auch hier in dieser Begegnung bei Nacht kann man vermuten, daß Nikodemus Angst hat, vor aller Öffentlichkeit zu bezeugen, daß er, der vornehme Pharisäer, Mitglied des Hohen Rates, Kontakt habe mit diesem Wanderprediger Jesus von Nazareth. Es kann natürlich sein Verhalten kritisiert werden, aber ganz gleich wie, die Hauptsache ist, daß der Wunsch nach diesem Kontakt besteht und daß er keine Mühe scheut, trotz seiner Angst, und ihn eben bei Nacht aufsucht. Wo Menschen mit Jesus in Verbindung kommen, da fallen Entscheidungen. Nikodemos sucht mit diesem Kontakt das Gespräch mit ihm, vielleicht ohne eine bestimmte Frage oder ein direktes Problem zu haben. Er möchte einfach Jesus sehen und sprechen. Es wäre ja für uns schon viel gewonnen, wenn wir den gleichen Wunsch hätten. So leicht geht niemand ungesegnet wieder von Jesus fort. Der Pharisäewr beginnt das Gespräch mit den Worten: "Meister, wir wissen, daß du ein Lehrer bist, der von Gott gekommen ist, denn niemand kann die Zeichen tun, die du tust, wenn nicht Gott mit ihm ist." Mit diesen Worten bekennt er, daß er, nachdem er von ihm gehört und gesehen hat, ein Diener Gottes sein muß, vielleicht sogar ein Prophet. Es ist schon allerlei, daß Nikodemus das bekennen kann, daß er nicht zu denen gehört, die da behaupten, er sei ein falscher Priester, ein Gotteslästerer, eiun Sabbatschänder, ja, ein Diener des Bösen und Durcheinanderbringers. Allerdings könnte man noch nicht sagen, daß er an Jesus Christus glaube, dem Sohne Gottes, dem Bringer des Heiuls der Menschen und der Errettung der Welt. So weit geht sein Glaube nicht. Vielleicht können wir nur annehmen, daß er nicht weit vom Reiche Gottes entfernt ist. Im christlichen Glauben gibt sich der Herr mit wenig nicht zufrieden. Entweder wir leben im direkten Kontakt mit ihm, oder wir habven keine Beziehung zu ihm. Entweder ist er uns Herr und Heiland, der die Führung unseres Lebens übernommen hat, oder er ist für uns nur ein großer Geist in der Geschichte der Menschheit und ein Religionsstifter, ohne jegliche Bedeutung für unser heutiges Leben. Aber zu dem wahren Glauben, daß Jesus Christus der ist, der uns hilft, der das Reich Gottes inmitten dieser Welt aufrichtet, in dem es keine Not, kein Übel, keine Krankheit, kein Zukurzkommen, keine Ungerechtiugkeit, keine Quälerei von Mensch und Tier, sondern Friede und Freude und volles Genügen im Ausleben unserer ganzen Menschlichkeit gibt, kommt ein Mensch nicht durch theologische Studien, auch nicht durch Frömmigkeit oder durch gute Werke, sondern ausschließlich und allein durch ein besonderes Eingreifen des Herrn oder wie wir auch sagen, durch ein Wunder. Und dieses Wunder ist im Leben des Pharisäers Nikodemos noch nicht geschehen. Daran will Jesus ihn selbst durch das Wort erinnern: "Wahrlich, wahrlich ich sdage dir: Wenn jemand nicht von neuem (von oben) geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht sehen." Allerdings versteht Niklodemus nicht, worauf das Wort hinaus will, darum die an sich normale Frage: "Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist? Kann er dann wieder in den Leib seiner Mutter kommen und geboren werden?" Jesus versucht auf diese Frage ihm das Gemeinte, das Wunder, daß ein Mensch ihn, Jesus Christus, als den Herrn seines Lebens annimmt, durch eine Ergänzung etwas deutlicher zu machen: "Wenn jemand nicht durch Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht in das Reich Gottes kommen." Er sagt das in einer etwas verschlüsselten Weise, die auch mit der Wiedergabe der Worte Jesu durch den Evangelisten Johannes zusammenhängt, die eine philosophische Schreibart hat. Sicher wird damit Bezug genommen auf die Taufe, die mit Wasser geschieht und durch die der Heilige Geist vermittelt wird. Die Art und Weise dieses Gedankenganges läßt vermuten, daß es eine Hinzufügung der urchristlichen Gemeinde ist, die die Taufe praktizierte. Während Jesus dieses Bild gebrauchte, hatte es diese Taufe noch nicht gegeben. Dann wird der Heilige Geist als ein starker Wind dargestellt: "Der Wind weht, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl, aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er geht, so geht es bei jedem zu, der aus dem Geist geboren ist." Auch hinter diesen Worten steht das Geheimnis des Wunders, daß ein Mensch zum Glauben an Jesus Christus kommt. Während Jesus mit allen seinen Beispielen dieses eine Wunder andeuten will, nimmt Nikodemus, der dieses Wunder noch nicht erlebt hat und darum davon nichts versteht, alle diese Beispiele wort-wörtlich und kommt damit nicht zurecht, darum fragt er, wie das alles zugehen soll, zum Beispiel das Sausen des Windes, seine Hörbarkeit und das Nicht-Wissen, woher der Wind kommt und wohin er wieder geht und was das alles mit dem Geist zu tun hat, aus dem jemand geboren werden soll. "Wie kann dieses geschehen?" Jesus wird nun auf diese Frage etwas deutlicher und er erinnert Nikodemus daran, daß er als ein sehr bibelkundiger Mann eigentlich seine Frage selbst beantworten müßte. Aber weiter macht er ihn auf die ganze harte und nürchterne Wirklichkeit aufmerksam, daß er, der Herr, in allem, was er tut und sagt, von seinem eigenen Volk, von denen, die eigentlich zu ihm gehören, abgelehnt wird. An einer anderen Stelle heißt es: "Er kam in sein Eigentum und die Seinen nahmen ihn nicht auf." Der ganze Predigttext ist so, trotz seines sehr schwer verständlichen Inhalts, eine einzige Einladung an Nikodemus, seinen frommen Widerstand gegen ihn aufzugeben und seinen nüchternen wissenschaftlichen Verstand beiseite zu lassen und Jesus Christus in Wort und Tat anzunehmen und bereit zu sein, daß das Wunder des Glaubens sich in seinem Leben ereignet. Diese Einladung an Nikodemus, zum Glauben an Jesus Christus, allem Unglauben und aller Feindschaft seiner Freunde und Bekannten und Studiengenossen zum Trotz, bekommt seine besondere Bedeutung am Schluß unseres Predigttextes in dem Gleichnis von der Schlange in der Wüste, die Mose aufgestellt hatte. Wir wissen aus der Geschichte Israels, daß Gott einmal zur Strafe giftige Schlangen in sein Volk schickte und viele durch sie getötet wurden. Als aber das Volk wieder um Hilfe zu Gott schrie, ließ er eine eiserne Schlange aufrichten. Und wer nun von einer giftigen Schlange gebissen wurde, brauchte nur seinen Blick zur aufgerichteten eisernen Schlange wenden, und zur selbigen Stunde wurde er wieder gesund. So, deutet Jesus dem Nikodemus an, werde ich zum Heil der Menschen erhöht am Kreuz aufgehängt und jeder, der mich ansieht, der sich von mir helfen läßt, wird errettet werden, auch er, Nikodemos, und auch wir. Ein Liederdichter hat das einmal zusammengefaßt in: "Wer Jesus im Glauben am Kreuze erblickt, wird heil zu derselbigen Stund." Und wie Jesus dann die Erhöhung erlebte, die ihn zum Vater zurückführte, die ihn einsetzte als König und Herr über Himmel und Erde, so werden auch wir eingehen in die Herrlichkeit des Reiches Gottes. Ob Nikodemus bereit war, dieses Wunder des Glaubens zu erleben? Vielleicht! Er kam jedenfalls von Jesus nicht mehr los. Ob wir bereit sind, dieses Wunder zu erleben, vielleicht neu zu erleben! Dann stünde jednefalls uns als Neugeborene der Himmel offen.
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