-5-Kirchenj. bis 14.S.n.Trinitatis 01 | Lugar/Ort:Grabschental
Fecha/Datum:24/05/1970 | Otros Lugares/Weitere Predigtorte: Crespo, 31-5-1970 -deutsch- Meroú, 28-6-1970 -deutsch- Camarero/Puiggari, 9-2-1971 -deutsch- Aldea Protestante, 4-11-1973 -deutsch- -spanisch-
| Año Eclesiástico/Kirchenjahr:Trinitatis | Libro Bíblico/Buchbezeichnung:Jesaja 6, 1-8 - Isaías 6: 1-8 | | |
Skopus: Gott ruft auch uns | | -5-Kirchenj.bis 14.S.n.Trinitatis 1 -Jesaja 6,1-8 "Des Jahres, da der König Usia starb, sah ich den Herrn sitzen auf einem hohen und erhabenen Stuhl, und sein Saum füllte den Tempel. Serephim standen über ihm, ein jeglicher hatte 6 Flügel: mit zweien deckten sie ihr Antlitz, mit zweien deckten sie ihre Füße, und mit zweien flogen sie. Und einer rief zum anderen und sprach: Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth; alle Lande sind seiner Ehre voll! daß die Überschwellen bebten von der Stimme ihres Rufens, und das Haus ward voll Rauch. Da sprach ich: Weh mir, ich vergehe! denn ich bin unreiner Lippen und wohne unter einem Volk von unreinen Lippen; denn ich habe den König, den Herrn Zebaoth gesehen mit meinen Augen. Da flog der Seraphim einer zu mir und hatte eine glühende Kohle in der Hand, die er mit der Zange vom Altar nahm, und rührte meinen Mund an und sprach: Siehe, hiermit sind deine Lippen gerührt, daß deine Missetat von dir genommen werde und deine Sünde versöhnt sei. Und ich hörte die Stimme des Herrn, daß er sprach: Wen soll ich senden? Wer will unser Bote sein? Ich aber sprach: Hier bin ich; sende mich!"
In unserer heutigen Zeit, in der alte, jahrhundertalte Tradionen, zusammenbrechen und Lbensgewohnheiten sich so schnell verändern, daß wir manchmal nicht mehr mitzukommen meinen, wird von uns allen nach einem festen Halt Ausschau gehalten. Wir suchen einen sicheren Ort, wo wir geschützt bleiben, wenn auch alles um uns her wankt und zusammenstürzt.Wir haben alle eine gewisse Ahnung, daß es diese Zuflucht, diesen festen Standpunkt, diesen Halt, an den wir uns klammern möchten, gibt, und zwar bei Gott, in seiner Gegenwart, in seiner Nähe. Trotz dieser Ahnung der einen möglichen Hilfe für uns alle inmitten dieser Zeit der größten Hilfslosigkeit, sind wir dabei, nicht nur diese Hilfe abzulehnen, sondern sogar das Fundament dieser Hilfe, Gott selbst, zu zerschlagen. Wenn früher von den Kommunisten behauptet wurde, daß es Gott nicht gäbe, gibt es heute in der ganzen Welt Christen, die überall hinausposaunen, Gott sei tot, darum machtlos, darum sei auf ihn heute in unserer Zeit auch kein Verlaß. Und wenn du dir nicht selbst helfen kannst, dann gibt es keine Hilfe mehr. Daß wir von Gott nichts wissen wollen oder ihn für tot erklären, sollte das vielleicht daran liegen, daß wir ihm noch nicht in unserem Leben begegnet sind, selbst auch als Christen nicht? Es könnte nun sein, da wir auf Grund der Begegnung des Mannes Jesaja mit Gott in der Zeit des Volkes Israels selbst zu einem Gespräch oder gar zu einer Begegnung kommen und dann würde sofort ein Gespräch über Gott, ob es ihn gäbe oder er tot sei, überflüssig werden. Jesaja lebte im Volk Israel, in dem viel von Gott gesprochen wurde, weil Gott in besonderer Weise an ihm handelte und weil er bereits eine lange Geschichte mit ihm hatte, und weil immer wieder neu es Menschen gab, die diesem ihrem Gott begegnet sind und davon redeten. Allerdings war das Ziel aller religiösen Gebräuche und Zeremonien und Opferhandlungen im Tempel zu Jerusalem, daß jeder durch diese Gebräuche und Zeremonien und Opferhandlungen hindurch, Gott selbst begegnen wird. So nimmt Jesaja im Tempel zu Jerusalem an einem Gottesdienst teil. Durch die Bundeslade inmitten des Tempels soll ausgedrückt werden: Gotteswohnsitz auf Erden ist in diesem Tempel. Die Bundeslade ist sein Thron. Wer Gott begegnen wollte, begegnete ihm im Tempel. Wer ihm nicht begegnen wollte, sondern nur ein bißchen religiöse Stimmung oder ein Opferfest mit dem vielen Schlachtriten erleben wollte, der wird dieses alles vorfinden, nur nicht Gott selbst. Das ist nicht anders heute, da wir wissen, daß Gott im Gottesdienst gegenwärtig ist oder im Sakrament oder beim Lesen der Heiligen Schrift oder im Gebet und uns begegnen möchte. Wer diesem seinem Gott nicht begegnen will, begegnet ihm auch nicht und wenn er den ganzen Tag die Heilige Schrift liest und betet und keinen Gottesdienst ausläßt. An einem bestimmten Tage der Welt- und seiner eigenen Lebens-geschichte erfährt Jesaja in einer realen Weise, im Laufe eines Gottesdienstes: Gott handelt jetzt, ja, er handelt an mir ganz persönlich, er meint mich. Er erfährt das vielleicht zum ersten Male, nachdem er oft im Tempel war und von Gotts Gegenwart nichts gespürt zu haben meinte. Welche Erfahung machte er bei dieser Begegnung? Daß er, so wie er ist, vor Gott nicht bestehen kann. "Weh mir, ich vergehe." Wenn Gott vor uns steht, bemerken wir erst richtig, was für erbärmnliche Kreaturen wir sind, wie alle unsere Größe in ein Nichts zerrinnt, und daß von einem Übermenschen, einem sich wie Gott gebärdenden Menschen nichts mehr übrig bleibt. Uns fällt es wie Schuppen von den Augen und wir erkennen, daß an allem Unheil und Elend unter uns Menschen wir selbst schuld sind. "Wehe mir, ich vergehe!" Aber Gott läßt uns nicht allein mit aller unserer entdeckten Erbärmlichkeit, sondern er reinigt uns, er macht einen dicken Strich durch alles, was an Bösem in unserem Leben geschehen ist, so wie es bei diesem Jesaja geschehen ist: "Siehe, hiermit sind deine Lippen berührt, daß deine Schuld von dir genommen werde und deine Sünde gesühnt sei." Und nun erlebt Jesaja es, daß er von Gott gefragt wird, ob er bereit sei, für ihn an die Arbeit zu gehen. Wir wissen es auch heute, daß wir, wenn wir Gott begegnen, von ihm an die Arbeit gestellt werden. Und was gibt es nicht alles zu tun in seinem Namen mitten unter uns Menschen?! Es würde diese ganze Welt verändern, wenn unter uns auf Gottes Frage und Anfrage alle anworten würden: "Hier bin ich, sende mich!" Wir können doch wohl sagen, daß heute diese Begegnung eines Menschen leichter möglich ist als damals bei Jesaja, denn heute wissen wir etwas von Jesus Christus, in dem Gott in einer einmaligen Weise der ganzen Menschheit begegnet ist. An ihm erkennen wir, wie tief wir gesunken sind, aber durch ihn erfahren wir Vergebung unserer Schuld, die er uns errungen hat und durch ihn werden wir gefragt, ob wir seinem Beispiel hier auf Erden nachfolgen wollen und das ihm nachzutun, was er getan und praktiziert hat. Und durch ihn erhalten wir die Kraft, nicht nur ein Ja zu sagen, sondern auch an die Arbeit zu gehen. Dann haben wir auch den festen Halt unseres Lebens. Wenn es unter uns zu solch einer Begegnung mit Gott kommt, dann wird alles Spekulieren über Gott, ob er existiert oder gestorben sei, ein leeres Geplapper, dann sind höchstens unsere falschen Gedanken über unsere falschen Götter vergangen. "Und ich hörte die Stimme des Herrn, wie er sprach: Wen soll ich senden? Wer will unser Bote sein? Ich aber sprach: Hier bin ich, sende mich!"
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