-4-Kirchenjahr bis Pfingsten 47 | Lugar/Ort:Meroú
Fecha/Datum:14/06/1981 | Otros Lugares/Weitere Predigtorte: Aldea Protestante, 29-5-1982 Grabschental, 30-5-1982 | Año Eclesiástico/Kirchenjahr:Pfingsten | Libro Bíblico/Buchbezeichnung:1. Mose 11, 1-9 | | |
Skopus: Die Sprache der Liebe | | -4- Kirchenjahr bis Pfingsten 47 -1. Mose 11,1-9 "Es hatte aber alle Welt einerlei Zunge und Sprache. Da sie nun zogen gen Morgen, fanden sie ein ebenes Land im Lande Sinear und wohnten daselbst. Und sie sprachen untereinander: Wohlauf, laßt und Ziegelstreichen und brennen! und nahmen Ziegel zu Stein und Erdharz zu Kalk und sprachen: Wohlauf, laßt uns eine Stadt und einen Turm bauen, des Spitze bis an den Himmel reiche, daß wir uns einen Namen machen! denn wir werden sonst zerstreut in alle Länder. Da fuhr der Herr hernieder, daß er sähe die Stadt und den Turm, die die Menschenkinder bauen. Und der Herr sprach: Siehe, es ist einerlei Volk und einerlei Sprache unter ihnen allen, und haben das angefangen zu tun; sie werden nicht ablassen von allem, was sie sich vorgenommen haben zu tun. Wohlauf, lasset uns herniederfahren und ihre Sprache daselbst verwirren, daß keiner des anderen Sprache verstehe! Also zerstreute sie der Herr von dort in alle Länder, daß sie mußten aufhören die Stadt zu bauen. Daher heißt ihr Name Babel, daß der Herr daselbst verwirrt hatte aller Länder Sprache und sie zerstreut von dort in alle Länder."
Wir leben in der Pfingstzeit, die dadurch geprägt ist, daß wir es neu wissen, daß es die Möglichkeit gibt, uns zu verstehen, wieder EINE Sprache zu sprechen, und zwar mitten in einer Welt, in der Feindschaft untereinander und gegeneinander herrscht und ein Volk gegen das andere Krieg führt und jeder seine eigene Sprache des Hasses und der brutalen Gewalt spricht, die da, wo sie gesprochen wird, ohne sie zu verstehen, Angst und Schrecken und Tod verbreitet. Aber dieses durch Pfingsten eingepflanzte Sichverstehen und eine Sprache sprechen, befähigt uns, dieses Leben auf Erden als wahre Menschen zu meistern und alle Schwierigkeiten zu überwinden. Wenn wir das für uns als gültig anerkennen, wie könnten wir wohl das Kennzeichen dieses Besondere im Sichverstehenkönnen oder im Sprechen der einen Sprache charakterisieren? Ist es nicht die Sprache der Liebe, durch die das Miteinander von Gott und uns und uns und Gott und von uns Menschen untereinander und von Volk zu Volk wieder in Ordnung kommt? Wenn wir das so sagen, müssen wir gleichzeitig hinzusetzen, daß diese Sprache der Liebe am Anfang der Menschheiutsgeschichte bereits gesprochen und praktiziert wurde. Sie ist dann aber verorengegangen und trat am 1. Pfingsttag in Jerusalem bei der Ausgießung des Heiligen Geistes ganz neu wieder ans Licht. Die Sprache der Liebe wird normalerweise bis in die entlegensten Winkel hinein von allen Menschen verstanden, ohne Unterschied, selbst von den meisten Tieren. Wie kam und wie kommt es nun, daß die Sprache der Liebe auf Erden verstummt und daß wir dadurch uns nicht mehr mit Gott und nicht mehr mit den anderen Menschen verstehen? Das will uns gerade unser heutige Predigtterxt aufzeigen, der uns allgemein sicher schon unter Bezeichnung TURMBAU ZU BABEL bekannt ist und eine Predigt aus alter Zeit darstellt und uns Aufschlüsse geben will über das Verschwinden der Sprache der Liebe auf der Erde. Jedenfalls sagt uns unser Text, daß anfangs alle diese einzigartige Sprache der Liebe benutzten. Allerdings schon am Anfang der Menschheitsgeschichte wurde unter den ersten Menschen gegen die Liebe Gottes zu uns protestiert und rebelliert und daraus wurde ein Verstummen der Sprache der Liebe von unserer Seite. Gott bekommt auf sein Angebot der Liebe nur Haß- und Ablehnungsgesänge zu hören. Seine Ratschläge, wie wir unser Leben im Sinne der Schöpfung gestalten können und daß es dazu nötig sei, daß wir uns gegenseitig als Menschen helfend zur Seite stehen, haben wir in den Wind geschlagen. Und wenn wir eben darauf nicht achten, verstummt die Sprache der Liebe und stattdessen findet die Sprache des Hasses immer mehr Eingang unter uns Menschen. Kommt das nicht gleich auf den ersten Seiten der Bibel zum Ausdruck, da Kain seinen Bruder Abel totschlägt? Das ist nicht nur ein Geschehen aus alter Zeit, sondern ein Geschehen, daß das menschliche Leben, in dem die Sprache des Hasses regiert, charakterisiert. Unsere Zeit ist geradezu ein Beispiel für menschliches Leben, das in einer überspitzten Weise von der Sprache des Hasses und der brutalen Gewalt geprägt ist. Wir brauchen nur die Tageszeitung aufzuschlagen, oder das Radio oder den Fernseher einzuschalten. Und diese Sprache des Hasses ist nicht eine Sprache, sondern ist aufgeteilt in viele Sprachen, hinter denen Völker und Nationen und Weltanschauungen stehen. Nur da, wo von Pfingsten her die einmütige Sprache der Liebe und der Hilfsbereitschaft gelebt und praktiziert wird, wird menschliches Leben wieder als ein Geschenk Gottes als Freude erlebbar und nicht nur als Kanonenfutter. Unser Text vom Turmbau zu Babel geht nun davon aus, daß wir Menschen diese einzige und einzigartige Sprache der Liebe anfangs gelebt und praktiziert haben, auch die Fähigkeit dazu durch unseren Schöpfer bekommen hatten, daß aber dann durch unsere Schuld diese Sprache uns verlorengegangen ist. Was geschah denn bei diesem Turmbau zu Babel? Die Sprache der Liebe und Hilfsbereitschaft hatte es fertiggebracht, in gemeinsamer Arbeit große Städte zu bauen, in der Forschung und Technik und Wissenschaft voranzukommen. Schon damals war Fortschritt und Erfolg das Stichwort des menschlichen Handelns, was ja durchaus nicht schlecht ist. Es kann in der Tat durch uns Menschen, wnn wir uns in Liebe und grundlegender Hilfsbereitschaft zusammentun, vieles erreicht werden. Aber im Angesichte unserer realen Erfolge vergessen wir, daß wir das alles nur konnten, weil uns unser Gott, der unser Schöpfer ist, diese Möglichkeit gegeben hat, und daß wir im Sinne der Sprache der Liebe diese Möglichkeit zu unserer Hilfe einsetzen, nicht zu unserer Vernichtung. Nicht nur, daß wir diese unsere Abhängigkeit von Gott vergessen, sondern in unserem Hochmut lehnen wir diese Abhängigkeit ab. Wir wollen selbst Gott sein. Hinter all dem Gerede, auch in der heutigen Zeit, daß es keinen Gott gäbe oder daß wir uns einen nationalen Gott machen, daß wir selbst mit diesem Leben fertigwerden müssen, steckt nichts anderes als das Bestreben, uns selbst zu Göttern, uns selbst zu Herren dieser Welt zu machen. Es besteht in der Tat keinen Unterschied zwischen dem, was nach unsrem Text geschehen ist, daß Menschen sich zusammentun und einen Turm bauen, dessen Spitze bis in den Himmel reicht, um durch diesen Turm selbst bis in den Himmel zu kommen, um Gott von seinem Thron zu stürzen und uns selbst auf diesen Thron zu setzen, und dem, was heute geschieht, daß wir meinen, die ganze Schöpfung verändern zu können und alles besser zu machen, was angeblich Gott falsch gemacht haben soll. In allem Tun heute versteht sich der Mensch als der Gott von heute, dem alles machbar erscheint, der sich alles untertan macht und dem alle und alles gehorchen müssen. Kommt das nicht am Klarsten zum Ausdruck, daß aus Anlaß der ersten Erdumfliegung durch den Satelit SPUTNIK ein Erinnerungsmal in Moskau errichtet wurde mit der Inschrift: "Die Erschaffung der Welt durch uns Menschen hat heute begonnen." Und je weiter wir auf diesem Wege des Fortschritts vorankommen, ohne die Abhängigkeit von unserem Schöpfer mit seiner Schöpfung anzuerkennen, ja, vielleicht sogar mit dr Intention, uns selbst als Götter, als Schöpfer, als die Herren dieser Welt zu verstehen, desto mehr verlernen wir die Sprache der Liebe und der Hilfsbereitschaft zu leben und zu praktizieren, sodaß die Sprache des Hasses und der brutalen Gewalt regiert. In dieser Sprache des Hasses und der Gewalt verwirklicht sich Gottes Gericht über uns, über uns, die wir ihn nicht mehr Gott sein lassen wollen, über uns, die wir selbst als Herrgötter, als die Herren der Welt, uns aufspielen wollen. Schon am Anfang unserer Predigt haben wir darauf hingewiesen, daß wir in der Pfingstzeit des Kirchenjahres leben, wo uns auch für die heutige Zeit durch die Kraft des Heiligen Geistes, gesandt von Jesus Christus, die Möglichkeit gegeben wird, neu, ganz neu, die Sprache der Liebe zu lernen. Wie singen wir in einem Pfingstlied: "O heiliger Geist, o heiliger Gott, gib uns die Lieb zu deinem Wort; zünd an in uns der Liebe Flamm, darnach zu lieben allesamt, o heiliger Geist, o heiliger Gott." Und je besser wir als Christen die Sprache der Liebe und Hilfsbereitschaft leben und praktizieren, desto mehr verschwindet die Sprache des Hasses und der brutalen Gewalt aus unserer Mitte, aus unserem Kontinent, verschwinden Kriegsgefahren, Kriegsgeschrei und grausame Kriege. Das Einzige, was wir aus der Predigt vom Turmbau zu Babel lernen können, ist, von diesem Turmbau der Selbstvergötterung wieder wegzukommen und ein neues Pfingsten stattdessen zu erleben, zum Wohle für alle Menschen. "Du bist ein Geist der Liebe, ein Freund der Freundlichkeit, willst nicht, daß uns betrübe Zorn, Zank, Haß und Streit. Der Feindschaft bist du Feind, willst, daß durch Liebesflammen sich wieder tun zusammen, die voller Zwietracht seind."
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