-4-Kirchenjahr bis Pfingsten 17 | Lugar/Ort:Reffino
Fecha/Datum:16/05/1971 | Otros Lugares/Weitere Predigtorte: Aldea Protestante, 20-5-1971 Grabschental, 27-6-1971 Paraná, 15-8-1971 Meroú, 17-10-1971 Camarero/Puiggari, 14-1-1973 | Año Eclesiástico/Kirchenjahr:Misericordias Domini | Libro Bíblico/Buchbezeichnung:Johannes 10, 1-5; 27-30 | | |
Skopus: Jesus vollendet mit unserer Mithilfe sein Reich | | -4- Kirchenjahr bis Pfingsten 17 -Johannes 10,1-5;27-30 "Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Wer nicht zur Tür hineingeht in den Schafstall, sondern steigt anderswo hinein, der ist ein Dieb und ein Mörder. Der aber zur Tür hineingeht, der ist ein Hirte der Schafe. Dem tut der Tüthüter auf, und die Schafe hören seine Stimme; und er ruft seine Schafe mit Namen und führt sie aus. Und wenn er seine Schafe hat ausgelassen, geht er vor ihnen hin, und die Schafe folgen ihm nach; denn sie kennen seine Stimme. Einem Fremden aber folgen sie nicht, sondern fliehen vor ihm; denn sie kennen der Fremden Stimme nicht. Denn meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie; und sie folgen mir, und ich gebe ihnen das ewige Leben; und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen. Der Vater. der mir sie gegeben hat, ist größer denn alles; und niemand kann sie aus meiner Hand reißen. Ich und der Vater sind eins."
Selbst ein Blinder, ein Nichtinteressierter oder einer, der dem christlichen Glaube ferne steht, muß es in den letzten Jahren gemerkt haben, daß die ganze Christenheit in Bewegung, in Unruhe, geraten ist. Davon ist nicht nur die römisch-katholische Kirche erfaßt, sondern diese Bewegung und diese Unruhe geht durch alle Kirchen, ganz gleich, welcher Konfession oder von welchem Kontinent oder in welchem Land. Für viele Christen bleibt das, was heute in den Kirchen und in der Christenheit geschieht, einfach unverständlich. Einfache und primitive Menschen meinen, das Ende des christlichen Glaubens sei gekommen . Wodurch wird die Unruhe und Bewegung in der Christenheit von heute charakterisiert und gekennzeichnet? Eben dadurch, daß ganz neu die Realität im christlichen Glauben und in der christlichen Kirche entdeckt worden ist, wie sie uns in unserem Predigttext vor Augen geführt wird : "Jesus Christus spricht: Die Schafe hören meine Stimme und ich rufe sie mit Namen und führe sie hinaus und gehe vor ihnen hin." Jahrhundertelang war die Christenheit der Meinung, daß der christliche Glaube ausschließlich und allein darin bestünde, einer bösen und sündigen Welt zu entfliehen und es wurde, ohne die Heilige Schrift zu befragen, festgesetzt, was Sünde und was Bosheit sei. Das ganze Augenmerk ging darauf, sich auf ein seliges Sterben vorzubereiten. Dabei haben wir unser wertvolles Leben auf dieser Erde vergessen und mißachtet. Was wir als christlichen Glauben verstanden, war nur die halbe Wahrheit. Wir werden als Christen wohl aus dieser Welt herausgerufen, um eine besondere Gemeinschaft zu bilden, die christliche Gemeinde, die christliche Kirche. Aber diese wurde nicht gegründet mit dem Ziele, unter uns zu sein, nur um uns selbst zu drehen, nur an ein seliges Ende zu denken, sondern, daß wir als Christen, als Herausgerufene, vorbereitet werden auf den Dienst mitten in dieser Welt, zu dem der Herr der Kirche, Jesus Christus, uns gerufen hat. Wir wissen es seit der Himmelfahrt Christi, daß er zum König über Himmel und Erde eingesetzt worden ist und dabei ist, mit unserer Mithilfe, diese seine Königsherrschaft auszubreiten und zu festigen. Sogar sein Dienst zu seinen Lebzeiten ist von Gottes Seiten aus als ein Dienst an der Welt verstanden worden: "Also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, auf daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewiege Leben haben. Denn Gott hat seinen Sohn nicht gesandt in die Welt, daß er die Welt richte, sondern daß die Welt durch ihn gerettet werde." Wir Christen haben eine Aufgabe an dieser Welt, die durch ihre Gottesfeindschaft in Unordnung geraten ist, und darum von unsagbaren Nöten und Schwierigkeiten und Grausamkeiten und unbeantworteten Fragen und ungelösten Problemen gequält wird. Jesus Christus, der uns zu sich gerufen har, hält uns nicht immer bei sich, sondern schickt uns von sich fort in diese Welt, um ihr zu helfen, um mit ihren Nöten fertig zu werden, damit sie wieder Gottes Schöpfung werde, so wie Gott sie gewollt hat, damit sie Teil der Königsherrschaft Christi werde. "Siehe, ich sende euch!" hat Jesus zu ihnen gesagt, die zu ihm gekommen waren, selbst, wenn er manchmal hinzufügen mußte, "wie Schafe mitten unter die Wölfe." Der Auftrag derer, die zu Jesus Christus gehören, umfaßt die Botschaft, die zu verkündigen ist, daß mit Jesus Christus eine neue Zeit hereingebrochen ist für diese Welt, mit einer schöpferischen Hoffnung für eine bessere Zukunft. Und der Auftrag umfaßt auch die Mitarbeit bei der Herführung dieser besseren Zukunft. Der Auftrag umfaßt die Überwindung der Krankheit, der Nöte und der Armut. Hat nicht Jesus einmal seine Jünger, als sie von Menschen sprachen, die nichts zu essen hatten, aufgefordert: "dann gebt ihr ihnen doch zu essen!" Daß eine christliche Kirche, eine christliche Gemeinde, nicht um ihrer selbst willen da ist, um eine egoistische und eigensinnige Frömmigkeit zu fördern und zu pflegen, sondern gerufen ist zum Dienst an der Welt und in der Welt, müßte von Anfang an klar sein. Wir sind nicht für uns, sondern für andere da, und diese Neuentdeckung schafft Unruhe und Bewegung und geht wirklich durch die ganze Christenheit der Welt, ganz gleich ab es die evangelischen Kirchen sind oder die römisch-katholische Kirche, ob es in Nordamerika oder Europa, Asien, Afrika oder Lateinamerika ist. Es hat ein Mensch unserer Tage das, was heute nötig ist, so dargestellt: Um Christ zu sein, ist eine doppelte Bekehrung nötog, die erste hin zu Christus und die zweite zurück zur Welt. Diese zweite Bekehrung hin zur Welt fehlt den meisten von uns, sie erfordert die meiste Anstrengung und das größte Opfer. Allerdings ist es nicht so, daß wir diese Kehrtwendung zur Welt, die ja auch Gottes Welt ist, allein gehen müssen, Jesus Christus selbst geht mit uns und gibt jedem einzelnen von uns seinen Auftrag, stellt jeden einzelnen von uns an die Arbeit. Jesus sagt: "Ich rufe meine Schafe aus dem Schafstall und die, die wirklich zu mir gehören, hören meine Stimme und ich rufe sie mit Namen; ich führe sie hinaus und sie folgen mir, denn sie kennen meine Stimme." Nicht das Ende des christlichen Glaubens zeigt sich an, sondern eine Erneuerung innerhalb der ganzen Christenheit, die wir so bitter nötig haben, nicht nur zu unserem eigenen Heil, sondern zum Heil, zur Hilfe für die ganze Welt. Selbstverständlich erleben wir heute auch das, was Jesus in unserem Text andeutet, daß es außer ihm selbst andere Stimmen gibt, die uns Menschen und Christen helfen wollen, um uns an die Arbeit zu stellen mitten in dieser Welt. Denen geht es nicht darum, eine bessere Welt aufzubauen, sondern um sich als die Herren aufzuspielen, um ihre eigene Macht zum Ausdruck zu bringen. Wieviele Revolutionen gab es zum Beispiel in den letzten Jahren allein in Lateinamerika, die allein darum geführt wurden, um einigen ihre eigenen Taschen zu füllen. Um ihnen dabei zu helfen, wurden schon oft Christen und Kirchen verführt. Da gibt es auch Regierungen, die die Christen zur Mitarbeit auffordern, um die bestehenden Ordnungen zu erhalten. auch wenn dadurch die Ungerechtigkeit immer größer wird. Da gibt es Parteien, Ideologien und große politische Führer, die alle auf unsere Mitarbeit spekulieren, auf die Mitarbeit der Christen. Woran kïonnen wir nun erkennen, ob bei allen Aufforderungen zur Mitarbeit Jesus Christus selbst ist, der da hinter steht oder ein anderer? "Wer nicht zur Tür hineingeht in den Schafstall, sondern steigt anderswo hinein, der ist ein Dieb und Räuber. Aber die Meinen folgen ihm nicht , sondern fliehen vor ihm, denn sie kennen der Fremden Stimme nicht." Jesu Stimme ist daran zu erkennen, daß sie die Stimme des Wortes Gottes ist. Die Tür, durch die Jesus zu uns kommt, um uns an die Arbeit inmitten dieser Welt zu stellen, ist die Tür des Wortes Gottes. Und dieses Wort hat immer zum Ziele: Hilfe für die Menschheit. Eines kann uns in dieser Zeit der Unruhe und Bewegung in der Christenheit, die eine Erneuerung anzeigt, vor einem falschen Wege also schützen, eines kann uns fähig machen, besser als bisher, die Stimme unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus zu vernehmen: "Siehe, ich sende euch!" Es ist die Beschäftigung mit dem Worte Gottes in seinen verschiedneen Formen, dort ist die Stimme des guten Hirten, des einen und wahren Königs und Herrn dieser Welt zu vernehmen, der uns mit unserer Mithilfe in eine bessere Zukunft führen will. Sein Reich wird vollendet werden.
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