-4-Kirchenjahr bis Pfingsten 06 | Lugar/Ort:Reffino
Fecha/Datum:06/04/1980 | Otros Lugares/Weitere Predigtorte: Meroú, 20-4-1980 Aldea Protestante, 11-4-1982 | Año Eclesiástico/Kirchenjahr:Ostern | Libro Bíblico/Buchbezeichnung:Lukas 13,13-35 | | |
Skopus: Der Osterspaziergang | | -4- Kirchenjahr bis Pfingsten 6 -Lukas 13, 13-35 "Und siehe, zwei aus ihnen gingen an demselben Tage in einen Flecken, der war von Jerusalem sechzig Feld Wegs weit; des Name heißt Emmaus. Und sie redeten miteinander von allen diesen Geschichten. Und es geschah, da sie so redeten und befragten sich miteinander, nahte Jesus zu ihnen und wandelte mit ihnen. Aber ihre Augen wurden gehalten, daß sie ihn nicht kannten. Er sprach aber zu ihnen: Was sind das für Reden, die ihr zwischen euch handelt unterwegs und seid traurig? Da antwortete einer mit Namen Kleophas und sprach zu ihm: Bist du allein unter den Fremdlingen zu Jerusalem, der nicht wisse, was in diesen Tagen darin geschehen ist? Und er sprach zu ihnen: Welches? Sie aber antworteten: Das von Jesus von Nazareth, welcher war ein Prophet, mächtig von Taten und Worten vor Gott und allem Volk; wie ihn unsre Hohenpriester und Obersten überantwortet haben zur Verdammnis des Todes und gekreuzigt. Wir aber hofften, er sollte Israel erlösen. Und über das alles ist heute der dritte Tag, daß solches geschehen ist. Auch haben uns erschreckt etliche Weiber der Unsern; die sind früh bei dem Grabe gewesen, haben seinen Leib nicht gefunden, kommen und sagen, sie haben ein Gesicht der Engel gesehen, welche sagen, er lebe. Und etliche unter uns gingen hin zum Grabe und fanden's also, wie die Weiber sagen; aber ihn sahen sie nicht. Und er sprach zu ihnen: O ihr Toren und trägen Herzens, zu glauben alle dem, was die Propheten geredet haben! Mußte nicht Christus solches leiden und zu seiner Herrlichkeit eingehen? Und fing an von Mose und allen Propheten und legte ihnen alle Schriften aus, die von ihm gesagt waren. Und sie kamen nahe zum Flecken, da sie hingingen; und er stellte sich, als wolle er fürder gehen. Und sie nötigten ihn und sprachen: Bleibe bei uns, denn es will Abend werden, und der Tag hat sich geneigt. Und er ging hinein, bei ihnen zu bleiben. Und es geschah, da er mit ihnen zu Tisch saß, nahm er das Brot, dankte, brach's und gab's ihnen. Da wurden ihre Augen geöffnet, und sie erkannten ihn. Und er verschwand vor ihnen. Und sie sprachen untereinander: Brannte nicht unser Herz in uns, da er mit uns redete auf dem Wege, als er uns die Schrift öffnete? Und sie standen auf zu derselben Stunde, kehrten wieder gen Jerusalem und fanden die Elf versammelt und die bei ihnen waren, welche sprachen: Der Herr ist wahrhaftig auferstanden und Simon erschienen. Und sie erzählten ihnen, was auf dem Wege geschehen war und wie er von ihnen erkannt wäre an dem, da er das Brot brach."
Durch unseren Text werden wir heute eingeladen, einen Spaziergang zu machen, einen Osterspaziergang. Von wem werden wir eingeladen? Von den beiden Männern, die von Jerusalem nach Emmaus gehen. Einer von diesen beiden heißt Kleophas. Sie wollen nach Hause. In ihren Gesichtern stellen wir eine abgrundtiefe Traurigkeit fest. Sie sind in einem angeregten Gespräch verwickelt und sobald wir uns zu ihnen gesellen, werden sie auch uns keine Ruhe lassen, bis sie alles erzählt haben. Sie beide gehören zu den Menschen, die ihre ganze Hoffnung auf diesen Jesus von Nazareth gesetzt haben, fest überzeugt, daß er der in den alten Schriften verheißene Messias sei, der das Volk Israel von seinen inneren und äußeren Feinden befreien und es aus der Knechtschaft in eine herrliche und glückliche Zukunft führen würde. Sie hatten sicherlich gedacht, daß er in diesen Tagen den Königsthron in Jerusalem besteigen und eine Freiheitsbewegung gegen die Besatzungsmacht, gegen die Römer proklamieren würde. Wie hatten sie ihm zugejubelt als er wie ein König durch das Stadttor in Jerusalem einzog. Sie glaubten sich am Ziele ihrer Hoffnungen und dann geschah das Entsetzliche, daß der, auf den sie alle ihre Hoffnungen gesetzt hatten, wie ein gemeiner Verbrecher verhaftet, verspottet und verhöhnt und schließlich zum Tode verurteilt wurde. Und dann geschah das vollständig Unverständliche, daß dieser Jesus von Nazareth sich wirklich wie ein gemeiner Verbrecher an das Kreuz schlagen ließ und sein Leben aushauchte. Können wir es den beiden verübeln, daß sie in ihrem Glauben an diesen Jesus unsicher, ja irre wurden? War der, der so schmählich endete, wirklich der von Gott verheißene Messias? Konnte er es überhaupt sein? Wir erleben es auf diesem Osterspaziergang, wie sich noch ein anderer einstellte, der sich von den beiden gar nicht unterscheidet. Sofort bestürmen die beiden den Hinzugekommenen mit ihren Fragen, Sorgen und auch Zweifeln über das, was dort in Jerusalem geschehen war. Er stellt sich sehr unwissend, so daß sie ihm alles haargenau erzählen müssen. Wir erfahren bei diesem Gespräch auch, daß bereits Gerüchte im Umlauf seien, daß der Leichnam Jesu nicht mehr im Grabe gefundne wurde, ja, daß Jesus leben solle. Das alles macht die Verwirrung im Jüngerkreis nur noch größer. Aber nun werden die beiden hellhörig, als der neue Begleiter seinen Mund auftut und ihnen die Schrift auslegt. Was sagt er ihnen? Daß das, was sie bisher vom Messias geglaubt haben, nicht ganz der Schrift gemäß sei. Sie haben geglaubt, daß der Messias Gottes mit großer Macht und Herrlichkeit auf den Königsthron in Jerusalem steigen würde als ein irdischer König, als der irdische Befreier des Volkes Israels von der Knechtschaft der Römer. Nun zeigt ihnen der Begleiter an Hand der Heiligen Schrift, daß er gerade als der wahre Messias Gottes um unsretwillen den Weg des Leidens und des Todes gehen mußte, daß er sich gerade darin als der wahre König Gottes erweist, daß sein Königsthron das Kreuz sei. Die Menschen hatten ihren Plan mit diesem Jesus von Nazareth. Er mußte sterben, weil sie ihn nicht haben wollten als ihren König, weil sie überhaupt Gott, den Herrn, nicht als ihren Schöpfer anerkennen wollten: Wir wollen nicht, daß er über uns herrsche! Gott hatte aber auch seinen Plan mit diesem Jesus von Nazareth. Er sollte bis zur letzten Konsequenz das 1. Gebot in seinem Leben gelten lassen und damit sich als der wahre König Israels, als der wahre Messias Gottes erweisen. Gott will uns durch das Leiden seines Sohnes gerade seine große Liebe zu uns Menschen bezeugen, eine Liebe, die nicht mehr steigerungsfähig ist. Und wer die Heilige Schrift liest und kennt, in einer echten Weise kennt, der kann dieses alles dort bereits finden, schon bei den ersten Seiten der Bibel angefangen: "Mußte nicht Christus solches leiden und zu seiner Herrlichkeit eingehen?!" Das ist das Verständnis des Leidens und Sterbens Jesu Christi, wie es Gott versteht. Um unserer Zukunft willen, um unserer Seligkeit willen, mußte Jesus Christus nach dem Willen seines Vaters im Himmel diesen Weg gehen, der ein Weg des Leidens und Sterbens ist. Das ist das Geheimnis der Passion Jesu. So hören es die beiden Osterspaziergänger und wir, die wir sie begleitet haben, aus dem Munde des Hinzugekommenen auf dem Wege von Jerusalem nach Emmaus. Nun sind wir in der Nähe des Zieles gekommen. Der sonderbare Begleiter macht Anstalten, sich von ihnen zu verabschieden. Aber die beiden lassen ihn nicht los, sie nötigen ihn, doch in ihr Haus einzukehren: "Bleibe bei uns, denn es will Abend werden und der Tag hat sich geneigt." Auch wir kehren mit ihm in das Haus der Beiden in Emmaus ein. Schnell ist das Abendbrot hergerichtet und sie sitzen zu Tisch. Und während sie anfangen wollen, zu essen, nimmt der Begleiter "das Brot, dankte und brach's und gab's ihnen." Und eben in diesem Augenblick geht es wie ein frohes Erstaunen durch ihre Herzen und Sinne: Das ist ja unser Herr und Meister Jesus Chriostus selber. Er liegt nicht mehr tot im Grabe. Er lebt. Er ist jetzt mitten unter uns. Wodurch ist ihnen diese frohe Erkenntnis geschenkt worden? Dadurch, das und wie er das Brot brach. Dabei werden sie sofort an die Einsetzung des Heiligen Abendmahles erinnert. Dieses Wissen, daß Jesus Christus als der auferstandene Herr bei ihnen ist, hat sie überwältigt. Kaum können sie sich fassen, kaum können sie sich ganz dieser Wirklichkeit hingeben. Gerade in dem Moment, da sie ihn erkennen, verschwindet der Herr vor ihren Augen. Aber wenn er auch vor ihren Augen verschwunden ist, so sind sie doch von dieser Osterfreude erfüllt: "Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden." Gott nimmt das Leiden und Sterben seines Sohnes, sein Tun und Handeln und Reden um unsretwillen an. Es ist Wahrheit, das Kreuz auf Golgatha ist der Schlüssel zum wahren Leben. Die Auferweckung Jesu aus dem Tod durch seinen Vater im Himmel ist das Bekräftigungszeichen dafür. Darum ist ja auch Ostern, der Auferstehungstag, von alten Zeiten angefangen bis auf den heutigen Tag für uns Christen ein Tag der Freude: "O herrlicher Tag, o fröhliche Zeit, da Jesus lebt ohn alles Leid. Er ist erstanden von dem Tod, wir sind erlöst aus aller Not. O herrlicher Tag, o fröhliche Zeit." Und das, was diese beiden auf ihrem Wege nach Emmaus erlebt haben, will immer wieder aufs neue erlebt werden, auch heute wieder, mitten unter uns und bei uns. Sind wir nicht oft geradezu traurig, so trost- und hoffnungslos, ja vielleicht sogar verzweifelt, wie diese beiden gewesen waren? Erwarteten wir nicht mancherlei in unserem Leben und setzten unser Vertrauen ganz auf ihn und wurden nach unserer Meinung in vielen Dingen maßlos betrogen und enttäuscht? Hatten wir nicht oft den Eindruck, daß unser Glaube ein toter Glaube sei, der nichts mehr hergibt, ein Glaube an einen Toten, der doch nicht mehr helfen kann. In solchen schwierigen Situationen hilft nur eines, daß wir dahin gehen, wo die Schrift, wo Gottes Wort ausgelegt wird. Wo das geschieht, das Wort Gottes ausgelegt, da ist Jesus Christus am Werk, selbst wenn wir ihn nicht erkennen. Und wo das Wort Gottes gepredigt wird, da werden auch unsere falschen Hoffnungen zurecht gerückt und unsere Blicke auf das Eigentliche unseres Glaubens an Jesus Christus lenkt. Das ist doch auch das Wesentliche am Osterspaziergang in unserem Text gewesen. Und haben wir es dann nicht immer wieder in unserem Leben erfahren dürfen, daß auf einmal sich doch Jesus Christus in seinem Wort und Sakrament als der Lebendige in unserem Leben erwies. Wie oft schon fiel es uns wie Schuppen von den Augen, gerade vielleicht, wenn wir nicht aus- noch ein-wußten und wir sahen den lebendigen und auferstandenen Herrn bei uns stehen, sahen, wir er seine helfende Hand nach uns ausstreckte und erlebten seine Hilfe. Mögen wir dieses doch immer wieder aufs neue erfahren, damit wir genauso wie die beiden Jünger rechte Osterfreude erleben und mit einem überschwenglichlichen Herzen aussprechen können: "Jesus Christus ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden. Er lebt und ist auch mir begegnet."
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