-3-Kirchenjahr bis Karfreitag 82b II | Lugar/Ort:Reffino
Fecha/Datum:12/04/1974 | Otros Lugares/Weitere Predigtorte: Meroú, 12--41974 | Año Eclesiástico/Kirchenjahr:Karfreitag | Libro Bíblico/Buchbezeichnung:Lukas 23,33-34 | | |
Skopus: Wodurch wird das BÖSE aus der Welt geschafft? | | -3- Kirchenjahr bis Karfreitag 82bII -Lukas 23, 33+34 "Und als sie kamen an die Stätte, die da heißt Schädelstätte, kreuzigten sie ihn daselbst und die Übeltäter mit ihm, einen zur Rechten und einen zur Linken. Jesus aber sprach: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun."
Der dunkelste Tag der Weltgeschichte ist gekommen. Für den, der uns Menschen aus unserem Elend und aus unseren Problemen herausführen will, kennt die Menschheit nur eines: "Hinweg, hinweg mit diesem!" Darin waren sich damals alle einig, die Frommen und die Heiden, die Mächtigen und das unwissende unterdrückte Volk. Und wnn wir heute als Christen den Karfreitag begehen, dann wohl deshalb, daß wir uns alle miteinander erkennen als solche, die nicht besser sind als die Menschen von damals. Unser Verhalten in unserem Leben, im Reden und Handeln Gott und useren Mitmenschen gegenüber ist so, daß, wenn heute Jesus Christus uns auf unsere große Verantwortung aufmerksam machen würde und uns an unser falsches Handeln in ganz konkreten Fällen erinnerte, wir mit ihm nichts anderes anzufangen könnten als zu schreien: "Hinweg, hinweg mit diesem!" Haben das nicht schon seine Nachfolger bis auf den heutigen Tag in gleicher Weise erfahren. Unsere Welt ist nicht besser geworden. Wir Menschen sind nicht besser geworden. Unser alltägliches Handeln ist geprägt von dieser Haltung: "Hinweg, hinweg mit diesem Jesus von Nazareth, der die Führung meines Lebens beansprucht, der die Führung der Welt- und Menschheitsgeschichte fordert!" Und wenn wir im Evangelium lesen: "Und als sie kamen an die Stätte, die da heißt Schädelstätte, kreuzigten sie ihn daselbst", haben wir heute zu lesen: Und wir wollten von einem christlichen Glauben, der auch unser alltägliches Leben in Arbeit, Geschäft, Familienangelegenheiten und in der Politik bestimmt, nichts wissen. Solch einen Jesus wollen wir nicht. Wir wollen nur einen toten Jesus, der uns in unsere Geschäfte nicht reinreden kann. Um das zu erkennen, feiern wir Karfreitag. Das Kreuz auf Golgatha soll uns vor Augen führen, wie weit auch wir als Christen uns von Jesus Christus entfernt haben. Mit ihm begann eine total neue Welt- und Menschheitsgeschichte, die zum Ziele hat, allen Menschen ein menschliches Leben nach dem Schöpfungsbericht zu ermöglichen. Wir tun aber alles, um dieses Ziel zu zerschlagen, um eigener Vorteile willen zu zerschlagen. oder auf alle Fälle zu verzögern und Rückschläge auf Rückschläge zu verursachen. Als Dank dafür, daß Jesus uns Menschen eine neue Hoffnung gegeben hat, erleidet er dieses, wie ein Verbrecher zum Tode verurteilt zwischen zwei wirklichen Verbrechern. Am Kreuz tut er seinen letzten Atemzug, von uns Menschen zu Tode gebracht. Er wird so zum Gleichnis der Menschen, die heute von anderen Menschen in grausamer Weise zu Tode gebracht werden, vielleicht durch Hunger, vielleicht durch Attentate oder vielleicht durch Verleumdung. Wahrlich ein dunkler Tag, vielleicht der dunkelste Tag der Menschheitsgeschichte, da wir Gottes Liebe zu uns Menschen mit der Ermordung Jesu Christi beantworten, da wir bis auf den heutigen Tag das Leben eines anderen Menschen zu mißachten und zu verachten und zu vernichten fähig und bereit sind. Wir in Argentinien machen uns auch schon nichts mehr daraus, daß Tag für Tag Menschen öffentlich vor aller Augen erschossen werden. Es ist schon verständlich, daß damals am Karfreitag in einer naturhaften Weise eine tiefe Finsternis über das Land hereinbrach. Müßte nicht über unsere ganze Erde über die augenblickliche Menschenverachtung, der wir alle unterliegen, eine total Finsternis hereinbrechen? Größer kann unsere menschliche Verderbtheit nicht mehr werden, schlechter können wir uns nicht mehr aufführen. Karfreitag deckt auf, daß für diese Welt, daß für uns Menschen, von unserer Seite aus keine Hilfe erwartet werden kann. Kaum ein Mensch würde nicht den Tod eines anderen Menschen herbeiwünschen, wenn er dadurch sein Leben retten könnte. Von unserer Seite ist nur noch eines zu erwarten: Ein Ende mit Schrecken, da der eine den anderen totschlägt, da der eine des anderen Feind ist. Haben wir den, der aus der ganzen Menschheit herausragt und der der Vollstrecker göttlichen Willens ist, von Gott als unser Helfer gesandt, ermordet, wie können wir da noch erwarten, daß wir uns anders gegenüber unserem Mitmenschen verhalten, der vielleicht mein politischer Gegner ist. Unser menschliches Miteinander ist von einer großen Angst voreinander geprägt. Die Angst regiert die Welt, auch in Argentinien, Brasilien, Chile, Paraguay, Uruguay und Bolivien. In Rußland, da man ein Paradies aufbauen wollte, regiert noch nach 50 Jahren die Angst. Die ganze Welt steht unter der Gewalt der Angst. Aber wie wunderbar, mitten in der Dunkelheit des Karfreitags, da die Bosheit des Menschen ihre größten Triumphe feiert, leuchtet auf einmal ein heller Schein auf. Er kommt nicht von uns, sondern von dem Gepeinigten und Gemarterten und Gekreuzigten, der seinem qualvollen Tode entgegenwartet: "Jesus aber sprach: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun." Aus dem Munde des Gekreuzigten kommen nicht Worte der Wut, des Hasses, der Verwünschungen und der Verfluchungen. Er fleht nicht Pech und Schwefel auf seine Peiniger und Mörder herab. Nein, von dem allem, daß die Dunkelheit noch dunkler gemwacht hätte, hören wir nichts, sondern nur das eine: "Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun." Der Gekreuzigte bittet seinen Vater um Hilfe für seine Peiniger und Mörder. In der Aufrichtung seiner Friedensherrschaft braucht Jesus viele Menschen als seine Mitarbeiter, darum gibt er keinen Menschen auf, selbst nicht die verkommensten, selbst nicht den grausamen Peiniger seiner Mitmenschen. In der Verbindung mit Jesus Christus kann selbst der schlimmste Mörder zu einem Menschen werden, der seinen Mitmenschen hilft. Aus einem Unterdrücker kann einer werden, der sich für die Belange der ehemaligen von ihm Unterdrückten einsetzt. Ist nicht aus einem Christenverfolger Saulus der Apostel Paulus geworden?! Durch Vergebung über das Vergangene macht Jesus frei, neu anzufangen für einen besseren Morgen zu arbeiten. Wir Menschen stehen normalerweise in einem Teufelskreis, in dem eine böse Tat mit einer noch böseren Tat beantwortet wird. Und das geht so weit, daß dabei Ehen und Familien auseinanderbrechen, Revolutionen und Kriege entstehen. Jesus zeigt uns, wie wir diesen Teufelskreis der Bosheit durchbrechen können, und zwar in dem nicht Böses mit Bösem vergolten wird, sondern in dem Böses durch die Vergebung aus der Welt geschafft wird. So schafft er die größte Bosheit der Menschheitsgeschichte aus der Welt, indem er sie seinen Peinigern und Mördern vergibt: "Vater, vergib ihnen, den sie wissen nicht, was sie tun." Jesus streckt seine helfende und heilende und vergebende Hand auch seinen Feinden entgegen, das heißt doch, uns allen, die wir unter dem Kreuz auf Golgatha als solche erkannt haben, daß wir nicht besser sind als die Menschen vor 2.000 Jahren. Wer seine eigene abgrundtiefe ausweglose Lage und seine verdorbene Vergangenheit unter dem Kreuz Christi erkannt hat, der darf das Wort des Herrn von der Vergebugn als zu sich selbst ganz persönlich gesprochen annehmen. Auf Golgatha bittet Jesus seinen Vater im Himmel auch um unseren Neuanfang und löscht Vergangenes durch Vergebung aus. Nur so kommen wir dadurch in der Menschheitsgeschichte ein Stück weiter. Golgatha mit der Vergebung macht das Leben wieder lebenswert und läßt uns Mitarbeiter sein für eine neue und bessere Welt, in der das Leben wieder Freude macht. Trotz aller Dunkelheit des Karfreitags leuchtet schon ein Strahl der neuen Welt auf und gibt uns eine frohe Hoffnung auf das Zukünftige, auf das Kommende. Dieser helle Lichtstrahl einer besseren Welt wird erweitert zu einem hellen Schein, das die dunkle Welt so erhellt, daß wir das Ziel besser erkennen können, und zwar durch das, was am Auferstehungsmorgen geschah, da die Welt des Lebens endgültig in die Welt des Todes einbricht. "Jesus aber sprach: Vater, vergibt ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun."
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