-3-Kirchenjahr bis Karfreitag 81 | Lugar/Ort:Aldea Protestante
Fecha/Datum:08/04/1965 | Otros Lugares/Weitere Predigtorte: Aldea Protestante. Karfreitag 1956 | Año Eclesiástico/Kirchenjahr:Karfreitag | Libro Bíblico/Buchbezeichnung:Markus 15, 37;42-46 | | |
Skopus: "Wir sind keine Totengräber, sondern Jünger Jesu | | -3- Kirchenjahr bis Karfreitag 81 -Markus 15, 37;42-46 "Aber Jesus schrie laut und verschied. - Und am Abend, dieweil es der Rüsttag war, welcher ist der Vorsabbat, kam Joseph von Arimathia, ein ehrbarer Ratsherr, welcher auch auf das Reich Gottes wartete. Der wagte es und ging hinein zu Pilatus und bat um den Leichnam Jesu. Pilatus aber verwunderte sich, daß er schon tot war, und rief den Hauptmann und fragte ihn, ob er schon lange gestorben wäre. Und als er's erkundet von dem Hauptmann, gab er Joseph den Leichnam. Und er kaufte eine Leinwand und nahm ihn ab und wickelte ihn in die Leinwand und legte ihn in ein Grab, das war in einen Fels gehauen, und wälzte einen Stein vor des Grabes Tür."
Jesus von Nazareth hängt tot am Kreuz, Das große Ereignis, worauf das jüdische Volk gewartet hatte und was seine Jünger sich nicht auszudenken vermochten, ist eingetreten. Jesus weilt nicht mehr unter den Lebenden. Es ist von ihm nur noch das übrig geblieben, was auch von uns übrig bleibt, wenn wir sterben. Wo sind nun seine Feinde? Jetzt, da sie ihr Ziel erreicht haben, haben sie nichts mehr mit ihm zu tun, zumal die Gegenwart des toten Jesus sie ja nach dem jüdischen Gesetz verunreinigen könnte. Da ist es schon besser, nach Hause zu gehen, und sich des Sieges zu freuen, denn Jesus ist wirklich tot. Was machen seine Jünger? Sie halten sich aus Angst vor einer Verhaftung hinter verschlossenen Türen versteckt und geben sich einer großen Verzweiflung hin. Alle ihre Hoffnungen, die sie auf ihren Herrn und Meister gesetzt hatten, sind dahin geschwunden, Jeus ist ja tot. Nun taucht heute in unserem Text die Gestalt des Josef von Arimathia auf. Und wenn wir das Zeugnis der 4 Evangelisten über diesen Josef von Arimathia zusammenstellen und fragen würden: War er ein Feind Jesu?, dann müßten wir eindeutig sagen: Nein! Es wird uns berichtet, daß er sich im Hohenrat gegen die Verurteilung Jesu gewandt und dagegen gestimmt hatte. War er aber denn ein Jünger Jesu gewesen? Fast sieht es nach unseren Berichten so aus. Allerdings wird uns gesagt, daß er ein heimlicher Jünger war. Er hat sehr viel Sympathie für den Jesus von Nazareth. Vielleicht hatte er auch seine ganze Hoffnung auf diesen Jesus gesetzt. Aber er wagte es doch nicht, sich offen zu ihm zu bekennen. Nur zu oft gleicht seine Haltung und seine Stellung zu Jesus der unsrigen. Selbstverständlich wollen wir nicht gottlos sein; selbstverständlich gehen wir auch zum Gottesdienst, mehr aber auch nicht. Wenn es einmal darum geht, durch Wort und Tat zu beweisen, daß wir einen Herrn haben, der Jesus heißt, dann drücken wir uns vorbei. Es könnte ja unserem Ansehen schaden. Und wenn es einmal wirklich sogar darum geht, unsere Hand an Aufgaben anzulegen, dann versagen wir völlig. Aber das muß klar sein, der lebendige Christus läßt uns nicht mehr nach unserem eigenen Willen fragen. Da scheint es schon besser, sich in ein heimliches Jüngersein zu begeben. Ein heimlicher Christ allerdings ist ein halber Jünger. Und wir müssen weiter sagen: Ein halber Christ ist ein ganzer Unsinn. So liegt es ganz auf dieser Linie, wenn der halbe Christ Josef von Arimathia, der es nichr wagte, sich offen zu Jesus zu bekennen, bereit ist, sich um den toten Jesus zu bemühen. "Josef von Arimathia wagte es und ging hinein zu Pilatus und bat um den Leichnam Jesu." Es ist keine so schwere Sache, sich um den toten Jesus zu bemühren. Wie klein ist dieses Wagnis gegenüber dem Wagnis, sich zu dem lebendigen Jesus zu halten. Jesu Feinde sind jetzt ja verstummt, der Unruhestifter ist beseitigt. Also welch eine Freude für den heimlichen Jünger. Er braucht keine Angst zu haben, daß der Jesus, der tot ist, ihm etwas sagt, was ihm unangenehm ist, daß er ihn an sein gottfeindliches Lebenswandel erinnert, daß er ihn fragt, wie es mit seinem Verhältnis zu seinem Nächsten bestellt ist, daß er ihm einen Auftrag gibt, der den ganzen Gehorsam verlangt. Nein, der tote Jesus tut das nicht mehr und darum ist es angenehmer, für den toten Jesus zu sorgen. Auch uns Christen wäre es oftmals lieber, wenn wir den toten Jesus im Sarge bei uns hätten. Wir brauchten uns dann nicht mehr nach ihm zu richten, sondern er müßte sich nach uns richten. Wo wir ihm eine Grabstätte bereiten würden, da bleibe er auch liegen, ohne ein Wort zu sagen. Da könnte es durchaus geschehen, daß wir dieses alles an ihm in großer Frömmigkeit tun, wie wir es ja auch unseren Toten tun, indem wir ihnen die letzte Ehre erweisen, indem wir hinter dem Sarge im festlichen Trauergewand einhergehen. Es ist leichter ein Totengräber Jesu als ein Jünger Jesu zu sein. Wir wissen, daß dieser Dienst ja schon getan worden war, aber an dem noch lebenden Jesus, und zwar durch Maria, die ihn einbalsamierte, das war noch wirklicher Jüngerdienst. Wir könnten in alldem, was in der Leidens- und Sterbenszeit und auch nach seinem Tode um Jesus geschieht, wirklich trost- und mutlos werden. In jeder Gestalt, sei es ein Petrus, sei es ein Pilatus, sei es ein Judas, seien es die Pharisäer und Schriftgelehrten, überall erkennen wir uns wieder. Der Gekreuzigte legt unsere Schande bloß. Gibt es denn keinen hellen Schein, ist aber auch alles dunkel? Josef von Arimathia, der Totengräber Jesu, hätte es wissen müssen, wenn er auf den lebendigen Christus gehört hätte, daß sein Totengräberdienst überflüssig gewesen ist, denn der lebendige Christus hat in aller Öffentlichkeit verkündigt, daß der Tod nicht das letzte Stadium auf seinem Wege sein wird. Hören wir also recht: Jeder Dienst, den wir meinem, einem toten Jesus tun zu müssen, zeigt, daß wir halbe Christen sind und solch ein Dienst wäre umsonst getan. Der Dienst des Josef von Arimathia ist ein törichter Dienst gewesen. Und so macht uns dieser Josef deutlich, daß wir uns hüten sollen, uns mit einem Leichnmam, mit einem toten Jesus zu begnügen. Gerade am Karfreitag tut es not, auszuschauen auf das Ereignis, das noch aussteht und das auch unser halbes Christsein umgestalten möchte, das uns aus Totengräbern Jesu Jünger und Jüngerinnen machen möchte: "Am dritten Tage werde ich den Tempel wieder aufbauen."
.
|
|