-3-Kirchenjahr bis Karfreitag 04a | Lugar/Ort:Meroú
Fecha/Datum:15/02/1970 | Otros Lugares/Weitere Predigtorte: Aldea Protestante, 22-2-1970 -deutsch-Konfirmation Diamante, 8-3-1970 -deutsch- Castelar, 21-2-1988-deutsch- Camarero/Puiggari, 13-3-1970 -spanisch- Reffino, 21-3-1970 -spanisch- Meroú, 22-3-1970 -spanisch- Paraná, 27-3-1970 -spanisch- Aldea Protestante, 30-3-1972 -spanisch- Grabschental, 31-3-1972 -spanisch- | Año Eclesiástico/Kirchenjahr:Invokavit | Libro Bíblico/Buchbezeichnung:Jakobus 4, 6b-10 - Santiago 4: 6b-1 | | |
Skopus: Die wahren Herren dieser Welt | | -3-Kirchenjahr bis Karfreitag 4a - Jakobus 4, 6b - 10 "Gott widerstehet den Hoffärtigen, aber den Demütigen gibt er Gnade. So seid nun Gott untertänig. Widerstehet dem Teufel, so flieht er von euch. Reiniget die Hände, ihr Sünder, und machet eure Herzen keusch, ihr Wankelmütigen. Seid elend und traget Leid und weinet; euer Lachen verkehre sich in Weinen und eure Freude in Traurigkeit. Demütigt euch vor Gott, so wird er euch erhöhen."
Wir leben wieder in der Passionszeit innerhalb des Kirchenjahres. Die alte Kirche hielt diese Leidenszeit ihres Herrn für so entscheidend und wichtig, daß sie vorschlug, daß Christen jedes Jahr neu sich für längere Zeit mit dem in der Passion Geschehenen intensiv befassen. Die Wichtigkeit der Passion kann auch daran erkannt werden, daß sie in den 4 Evangelien den größten Raum einnimmt; ja, man kann sogar jedes Evangelium als eine erweiterte Passionsgeschichte Jesu verstehen. Wie könnten wir nun das Leiden und Sterben unseres Herrn Jesus Christus mit wenigen Worten in seiner tiefen Bedeutung zum Ausdruck bringen? Vergessen dürfen wir auch nicht, daß im letzten Grunde für Jesus Christus sein ganzer Weg von der Krippe bis nach Golgatha eine einzige und einzigartige Passion gewesen ist. Vielleicht hat der große Theologe Karl Barth, der die Bedeutung Jesu Christi in seinem Leben, Lehren und Sterben am Zutreffendsten zusammengefaßt hat, Recht, wenn er sagt: "Der Herr wird Knecht, damit wir Knechte wieder wahre Herren werden können." Die Bestimmung unseres menschlichen Lebens ist von Anfang an die Beherschung und Inbesitznahme dieser unserer Welt gewesen, zu unserem Wohle, zum Wohle aller Lebewesen. Um das zu können, hat er uns gegenseitig zur Hilfe bestimmt, einer für den anderen. In dieser unserer Bestimmung haben wir bis heute versagt. Alle unsere Versuche gingen dahin, die ganze Welt in unsere Hand zu bekommen, immer weiter unsere Herrschaft auszudehnen, immer neue Geheimnisse ans Licht der Wissenschaft zu bringen und wir haben es im vergangenen Jahre (1969) sogar fertiggebracht, den Mond in unsere Gewalt zu bringen (in den Kosmos einzudringen, in den Mikro- und Makrokosmos). Was uns aber nicht gelungen ist, ist unsere Herrschaft und unser Können und unser Wissen zu unser aller Wohl einzusetzen. Wie wäre es sonst möglich gewesen, so viele unserer Kräfte und Kapitalien in Kriegsmaterialien anzulegen, anstatt diese einzusetzen, um Armut und Krankheiten zu überwinden und allen Menschen ein menschenwúrdiges Dasein zu ermöglichen. Mindestens 1/3 aller Einnahmen unseres eigenen Staates Argentinien sind fír das Militär bestimmt. Wieviel wird doch auch heute noch an verschiedenen Stellen der Welt durch Hunger, Armut, Krankheit, Mord und Krieg unter uns Menschen gelitten. Wir könnten mit einem Schlage viel, wenn nicht alle Not beseitigen, wenn wir erkennen würden, daß wir Herren dieser Welt nur sein können, wenn wir diese Herrschaft so ausüben, wie es von Anfang an gedacht war, wenn wir alle unsere Kräfte zum Wohle aller Menschen einsetzen wúrden und nicht als Tyrannen uns aufspielen, die nur alles für sich wollen, die nur sich selbst als Herren anerkennen wollen, alle anderen aber als ihre Knechte. Wir haben als solche Tyrannen- und Diktatur-Herren unsere Nase immer höher in den Himmel hineingehoben und gar nicht bemerkt, daß wir plötzlich vor dem Abgrund einer Welt stehen, die wir zu zerstören im Begriff sind. Das war vor 2.000 Jahren nicht anders als heute. Nur heute ist der Abgrund der Zerstörungsmöglichkeit noch tiefer und unheimlicher geworden. Nun kam Jesus von Nazareth und lebte es uns vor, wie wir unserer Bestimmung als Menschen treu werden können, ohne total zu scheitern und zu frakassieren. Es fing zuerst damit an, daß er uns vorlebte, wie wir uns gegenseitig zur Hilfe gesetzt sein können. Das ist das Erste, das uns auf den rechten Weg zur Herrschaft über diese Welt setzt. Um diese Hilfe in seiner ganzen Liebe zu uns zu praktizieren, hat er auf jegliche Machtausübung verzichtet. Er, der Herr, wurde unser Bruder. und unser Knecht. Das geht so weit, daß er sich zwischen 2 Verbrechern aufhängen ließ, damit er dem Einen in einer solchen Situation noch zur Hilfe wurde. Und alles, was er tat und sagte, war dadurch geprägt, daß das Wohl der Menschheit gefördert wurde. Er fragte auch nicht darnach, daß ihn daran Tyrannenherren im Staat und in der damaligen Kirche hindern wollten. Er geht diesen ihm vorgezeichneten Weg selbst bis zum bitteren Ende, da ihn diese Herren wie einen Verbrecher aufhängten. Und als alle Welt meinte, da seht ihr, was für einen Blödsinn dieser Jesus von Nazareth praktiziert hat: So, wie er es vorgelebt hat, erreicht man nie, ein Beherrscher der Welt zu sein. Und bevor das richtig ausgesprochen war, erwies sich gerade dieser Jesus von Nazareth als der eine und wahre Herr dieser Welt. Er ist der, dem bisher die meisten Menschen gefolgt sind, weil sie wußten, er führt uns den Weg zur wahren Größe. Er ist der, der diese Welt vollständig umgekrempelt hat, der die Möglichkeit schuf, diese unsere bekannte Welt total zu erforschen. Er pflanzte unter seinen Júngern die Liebe zum Mitmenschen, das Arbeiten zum Wohle aller Menschen ein. Wo Menschen von ihm ergriffen werden und seinem Beispiele folgen, da wird die Welt und da wird die Menschheit anders, da wird die wahre Herrschaft durch Liebe ausgeübt, da wird reicher Besitz zum Glücklichmachen anderer Menschen eingestezt. Wie wurde am Anfang dieser Predigt die Bedeutung Jesu zusammengefaßt?: "Der Herr wird Knecht, damit wir Knechte wahre Herren werden können." Gerade heute in einem Zeitenwechsel, so radikal, wie es noch nie dagewesen ist, kommen wir ohne diesen Jesus von Nazareth und ohne Menschen, die ihm nachfolgen, nicht mehr aus. Nur durch Jesus und seine wahren Jünger kann noch ein totales Ende mit Schrecken verhindert werden. Aus dieser Haltung heraus hat damals schon der Apostel Jakobus in seinem Brief an die Christen aufgefordert: "Gott widerstehet den Hoffärtigen, aber den Demütigen gibt er Gnade." Das heißt mit den Worten von heute: Alle die, die den Weg von unten, den Weg der gegenseitigen Hilfe, gehen, werden die wahren Herren und Besitzer dieser Herren sein, alle anderen werden scheitern. Aber die, die diesen unteren Weg gehen, den Weg und das Arbeiten zum Wohle aller, brauchen keine Furcht zu haben, sie werden ans Ziel kommen. Keine Macht der Welt wird sie zurückhalten. Selbst wenn es nach Niederlagen und vergeblichem Bemühen aussieht, der Sieg ist sicher und wenn es sogar heißen müßte: "Im Unterliegen doch gesiegt", denn selbst aus einer totalen Zerstörung heraus kann unser Herr noch eine neue Welt schaffen. In diesem Verständnis der Passion wird die Passionszeit keine Zeit der Trauer oder der schwermütigen Gefühle sein, sondern sie wird zum Zeichen des Sieges, zum Zeichen dafür, daß wir als Menschen die Bestimmung unseres Menschseins erreichen können, weil unser Herr es uns vorgelebt hat: "Demütigt euch vor dem Herrn, so wird er euch erhöhen."
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