-1-Kirchenjahr bis Weihnachten 106 | Lugar/Ort:Castelar
Fecha/Datum:23/12/1984 | Otros Lugares/Weitere Predigtorte:
| Año Eclesiástico/Kirchenjahr:1 Christtag | Libro Bíblico/Buchbezeichnung:Micha 5, 1 - 4a | | |
Skopus: Wir warten noch auf Einzelheiten der Erfüllung | | -1-Kirchenjahr bis Weihnachten 106 -Micha 5, 1 - 4a "Und du, Bethlehem Ephrata, die du klein bist unter den Städten in Juda, aus dir soll mir der kommen, der in Israel Herr sei, welches Ausgang von Anfang und von Ewigkeit her gewesen ist. Indes läßt er sie plagen bis auf die Zeit, daß die, so gebären soll, geboren habe; da werden dann die übrigen seiner Brüder wiederkommen zu den Kindern Israel. Er aber wird auftreten und weiden in der Kraft des Herrn und im Sieg des Namens des Herrn, seines Gottes. Und sie werden wohnen; denn er wird zur selben Zeit herrlich werden, soweit die Welt ist. Und er wird unser Friede sein."
Dieses für viele von uns bekannte Prophetenwort kündigt an, daß Gott selbst in die Geschichte der Menschheit eingreifen wird, daß es einen Tag geben wird, an dem Entscheidendes geschieht, sodaß wir werden bekennen können: "Dies ist der Tag, den der Herr macht, lasset uns freuen und fröhlich darinnen sein." Wenn wir schon von einem bestimmten Tag so sprechen können, dann ist es der Christtag, das Weihnachtsfest, das von einer übergroßen Freude erfüllt ist. Und die erste Christenheit bis heute hat, wenn sie diesen Prophetenspruch las: "Und du, Bethlehem Ephrata, die du klein bist unter den Städten in Juda, aus dir soll mir der kommen, der in Israel Herr sei, welches Ausgang von Anfang an und von Ewigkeit her gewesen ist", an die Geburt Jesu Christi im Stall zu Bethlehem gedacht. Diese Geburt gilt als die Erfüllung unserer Verheißung aus dem Buch des Propheten Micha. Wir werden allerdings diesen Spruch besser verstehen, den der Prophet Micha damals verkündigt hat, wenn wir die näheren Umstände aus der damaligen Zeit kennen. Der Prophet stammt aus Morescheth, 35 km südwestlich von Jerusalem, und mußte im Jahre 701 in die Hauptstadt fliehen, weil die damalige assyrische Weltmacht unter ihrem Herrscher Sanherib den Ort erobert hatte. Nun steht dieser Herrscher mit seiner ganzen Heeresmacht vor der Hauptstadt Jerusalem und ist dabei, sie einzuschließen und zu belagern bis zur bedingungslosen Kapitulation. Und Micha, der Prophet, muß dem Volk in Jerusalem im Namen Gottes verkündigen, daß es keinen Weg am Gericht, an der Strafe Gottes, vorbei gibt. Es wird uns im Prophetenwort auch mitgeteilt, warum daß das Volk Israel, das Volk Gottes, bestraft wird: 1. Es hatte einen Bund, einen Vertrag, mit seinem Gott geschlossen, durch den es sich verpflichtete, Gott mehr zu gehorchen als irgendwelchen Mächten, Staaten, Königen und sonstigen Herren. Es hat sich aber an diesen Bund, an diesen Vertrag, nicht gehalten. 2. Die Reichen haben den Armen ihre kleine Äcker weggenommen, weil sie ihre Schulden nicht bezahlen konnten, sodaß jetzt diese armen Bauern vor ihrem Ruin stehen und nicht ein noch aus wissen. Sie nagen am Hungertuch, was in einem Volk Gottes nicht vorkommen darf. Es sollte gerade ein Zeichen dafür sein, daß jeder Mensch ein Recht auf Leben hat. 3. Die Kauf- und Geschäftsleute betrügen ihre Kunden mit falschen Maßen und Gewichten. Die Käufer werden betrogen. 4. Die Obersten des Volkes kaufen sich mit Geld die Richter, die aus Recht Unrecht und aus Unrecht Recht machen. 5. Die Priester und Schriftgelehrten tun und sagen das, was die Regierenden ihnen befehlen, dafür bekommen sie vom Staat finanzielle Unterstützungen und Beihilfen und Privilegien. Nach Gott und seinem Wort wird nichts mehr gefragt. Das, was in diesen 5 Hauptpunkten zusammengefaßt ist, ist die Hauptsache dafür, daß die assyrische Militärmacht Gottes Strafgericht am Volk Israel vollzieht. Ein Teil des Landes ist bereits zerstört und nun auch die Hauptstadt Jerusalem eingeschlossen. Es ist nichts mehr Gutes für Israel zu erwarten, nur noch Zerstörung, Tod und Gefangenschaft und die Ausrottung der Königsfamilie. Mitten in diesem Untergang erklärte der Prophet seinem Volk den Grund dieses Unterganges, zuerst noch, um zu versuchen, das Volk zur Umkehr zu bringen, und zum Schluß, um ganz klar zu erklären, daß das Volk an seinem Unglück selbst schuld ist. Sicher wird der Prophet, der das alles an seinem eigenen Leibe erfährt, Gott gefragt haben: Gibt es denn in dieser Finsternis keinen Lichtschein mehr? Gibt es in allem Unglück und in aller Zerstörung keine einzige Hoffnung mehr? So hat nicht nur der Prophet Micha gefragt, sondern auch alle die, die im Volk Israel, wie der Prophet, Gott gehorsam geblieben waren, die dabei ihre Hände Gott um Hilfe für ihr Volk bittend entgegengestreckt hatten, auch wenn es ein Gott ungehorsames Volk war, auch noch, als bereits das Strafgericht zugange war. Und da gibt Gott dem Propheten dieses sein Wort in den Mund, und zwar für alle, die, obwohl sie sich immer zu Gott gehalten hatten, mit allen anderen Ungehorsamen leiden mußten: "Und du, Bethlehem Ephratha, die du klein bist unter den Städten in Juda, aus dir soll mir der kommen, der in Israel Herr sei; welches Ausgang von Anfang an und von Ewigkeit her gewesen ist und Er wird unser Frieden sein." Es wird die Zeit kommen, daß Gott wieder in die Geschichte seines Volkes eingreifen wird, in die Geschichte der ganzen Menschheit, und zwar zum Wohl, zum Heil, zur Rettung. Gottes Liebe zu uns Menschen ist größer als sein Zorn gegen uns. Seitdem fragten die Frommen: Ist jetzt die Zeit gekommen, daß Gott eingreift? Ist jetzt die Zeit gekommen, daß Gott uns wieder gut ist? Ist jetzt die Zeit gekommen, daß der, der aus Bethlehem kommen soll, seine Herrschaft antreten wird? Wir wissen, daß in den Jahrhunderten nach dieser Prophezeiung zu verschiedenen Zeiten die Frommen erkennen konnten, daß Stück für Stück von dem, was Gott versprochen hatte, in Erfüllung ging, zum Beispiel die Rückkehr aus der Gefangenschaft, ein normales Leben in der Heimat, im Land Palästina, die Sammlung des Volkes Israels um den Tempel zu Jerusalem mit allen schönen Gottesdiensten und religiösen Festen. Aber erst als Jesus von Nazareth im Rancho zu Bethlehem geboren wurde, ging es wie eine neue Entdeckung zuerst einigen wenigen auf, dieser Jesus von Nazareth ist der Verheißene des Propheten Micha: "Und du, Bethlehem Ephrata, die du klein bist unter den Städten in Juda, aus dir soll mir der keommen, der in Israel Herr sei, welches Ausgang von Anfang und von Ewigkeit her gewesen ist." Daß die Schriftkundigen von der Verheißung des Propheten Micha gewußt haben, zeigt die Geschichte von den Weisen aus dem Morgenlande, aber geglaubt haben sie es nicht, daß diese Verheißung mit dem Kind in der Krippe etwas zu tun hat. Und der Glaube an diese Erfüllung der Verheißung, daß Jesus der Verheißene sei, wuchs, und fand natürlich einen immer größeren Widerhall später bei denen, die mit ihm gepilgert waren, mit ihm ihr Leben nach seinem Leben und nach seinem Worte ausrichteten, die ihn begleiteten auf dem Wege nach Golgatha und mit ihm sprachen nach der Auferstehung. Von daher ist es zu verstehen, daß gerade am Weihnachtsfest oder in der Christnacht diese große Freude in der mannigfachsten Weise zum Ausdruck kommt, daß der, der da im Stall zu Bethlehem geboren wurde, die Erfüllung einer uralten Verheißung ist, die besagt, daß durch diesen Jesus von Nazareth Gott in die Geschichte der Menschheit eingreifen wird, daß er von den Seinen seinen Zorn und sein Strafgericht wegnimmt und ihnen uneingeschränkt seine Liebe zuwendet. Wie hat uns Paul Gerhardt zu Weihnachten singen gelehrt?: "Sollt uns Gott nun können hassen, der uns gibt, was er liebt, über alle Maßen? Gott gibt, unserm Leid zu wehren, seinen Sohn aus dem Thron seiner Macht und Ehren." oder: "Nichts, nichts, hat dich getrieben zu mir vom Himmelszelt als das geliebte Lieben, womit du alle Welt in ihren tausend Plagen und großen Jammerlast, die kein Mund kann aussagen, so fest umfangen hast." Die neue Zeit hat angefangen, Jesus Christus hat der Menschheit eine ganz neue Richtung gewiesen Allerdings ist es allmählich klar geworden, daß noch entscheidende Dinge ausstehen. Das prophetische Wort ist noch nicht in seiner ganzen Bedeutung in Erfüllung gegangen. Was ist noch nicht in Erfüllung gegangen? Worauf warten wir auch heute noch? Das erwarten wir noch, was wir am Anfang sagten und was Gott damals als Grund seines Strafgerichtes über das Volk Israel angeprangert hatte. Das fehlt also noch unter denen, die sich Christen und Kinder Gottes nennen: 1. Daß Gott mehr geehrt und gehorcht wird als allen Mächten und Gewalten und Staatsführern; 2. daß der Arme auch ein menschliches Leben führen kann; 3. daß wir Menschen uns untereinander nicht mehr betrügen; 4. daß Recht und Gerechtigkeit für alle herrscht; 5. daß die Diener Gottes sich in ihrem Dienst ausschließlich nach dem Worte Gottes und nicht nach dem Wort der Mächtigen richten. Mit einem anderen Wort gesagt, heißt das: Das Reich Gottes, in dem Fried und Freude lacht, daß durch Jesus Christus mitten in dieser Welt angefangen hat, ist noch nicht in seiner ganzen Fülle verwirklicht, und zwar durch unsere Schuld. Wir warten auf ein neues Eingreifen Gottes mitten in dieser Welt und wir sind gewiß, daß so, wie die Verheißung des Micha in vielen Punkten bereits in Erfüllung gegangen ist, auch die ausstehenden Teile in Erfüllung gehen werden, und zwar, wenn dieser Herr, der als Kind bei seinem ersten Kommen in einem Stall geboren wurde, wiederkommen wird in aller Pracht und Herrlichkeit. Weihnachten gibt uns die Freude, daß wir einen Heiland haben. Weihnachten läßt uns aber auch einen Blick in die Zukunft tun, da wir bereit sind zu einer radikalen Umkehr und da das Reich der Freude und des Friedens sich verwirklicht hat. "Wir warten dein, du kommst gewiß, die Zeit ist bald vergangen; wir freuen uns schon über dies mit kindlichem Verlangen. Was wird geschehen. wenn wir dich sehen, wann du uns heim wirst bringen, Wann wir dir ewig singen?"
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