-1-Kirchenjahr bis Weihnachten 102 | Lugar/Ort:Camarero
Fecha/Datum:25/12/1960 | Otros Lugares/Weitere Predigtorte: Aldea Protestante, 25-12-1962 Camarero, 27-12-1964 | Año Eclesiástico/Kirchenjahr:Christfest | Libro Bíblico/Buchbezeichnung:Jeremia 23, 5 - 6 | | |
Skopus: Komm, Herr Jesu, komme bald! | | -1-Kirchenjahr bis Weihnachten 102 - Jeremia, 23, 5 - 6 "Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, daß ich dem David ein gerechtes Gewächs erwecken will, und soll ein König sein, der wohl regieren wird und Recht und Gerechtigkeit auf Erden anrichten. Zu seiner Zeit soll Juda geholfen werden und Israel sicher wohnen und dies wird sein Name sein, daß man ihn nennen wird: DER HERR UNSERE GERECHTIGKEIT."
Dieses Wort des Propheten Jeremias ist von einer unbändigen Freude erfüllt. Mitten in einer Zeit eines politischen, moralischen und religiösen Tiefstandes verkündigt Jeremia: Es kommt die Zeit, da wird Gott sein Volk aus der Tiefe des Niederganges in jeder Beziehung wieder herausheben und zu einem Leben in Gerechtigkeit und Frieden führen. Diese neue Zeit wird Gott über sein Volk heraufführen, indem er dem alten davididischen Königsgeschlecht einen König schenkt, der in Wahrheit auch den Königstitel verdient hat. In der Zeit, in der Jeremia lebte, herrschte ein König mit dem Namen Zedekia. Zedekia heißt übersetzt: Gott ist meine Gerechtigkeit. Der Name ist also gut. Er weist daruf hin, was einen König erst zu einem rechten König macht: Herrschaftsausübung im Blick auf die göttliche Gerechtigkeit. Der genannte König Zedekia stammt sogar aus der königlichen Familie des Davids. Er gehört zu dem Königsgeschlecht, dem Gott verheißen und versprochen hat, daß er es in besonderer Weise segnnen will. Rein äußerlich sind also alle Voraussetzungen erfüllt, daß er ein König sein kann, wie ihn Gott haben will, wie ihn sich ein frommes und gottesfürchtiges Volk wünscht. Und doch waren diese Äußerlichkeiten noch keine Garantie dafür, daß er in Wahrheit ein guter und gerechter und weiser König war. Er führte das Volk Gottes immer tiefer in den Abgrund. Trotzdem äußerlich in seinem Königtum alles in Ordnung war und er sein Volk zu einem gewissen Wohlstand verhalf, hatte er das wahre Königtum, das Gott über sein Volk eingesetzt hat, verraten. Wodurch? Dadurch, daß er sich nicht mehr nur allein Gott unterstellt wußte, sondern sich beugte unter der Herrschaft des heidnischen babylonischen Königs Nebukadnezars. Er empfing nicht nur für seine Königsherrschaft die Befehle dieses heidnischen Königs, sondern er mußte ihm göttliche Ehre geben. Und mit dem israelitischen Königs mußten auch die Minister und anderen Obersten einen Menschen als Götzen anbeten. Und Jeremia hat diesem abtrünnigen König mit den anderen Obersten samt dem Volk das Gericht Gottes verkündigt. Gott zeigt diesem Volk, daß es mit den Obersten ein abtrünniges und götzendienerisches Volk geworden ist, und nun seinen ganzen Zorn erfährt. Und furchtbar ist es, in die Hände des zornigen Gottes zu fallen. Aber mitten in der Gerichtsandrohung darf jedoch Jeremia verkündigen, daß Gott das vollkommen verdorbene Königtum seines Volkes wieder in einer neuen Weise ordnen wird. Er wird aus dem davididischen Königsgeschlecht einen König hervorgehen lassen, der wirklich und wahrhaftig sein Königtum ausüben wird nach dem Wort: "DER HERR IST UNSERE GERECHTIGKEIT." Er wird seine Königsherrschaft so ausüben, daß das Volk wieder als das Volk Gottes nach den Satzungen Gottes sein Leben führen kann. Mit dem Kommen dieses Königs bricht die große Heils- und Friedenszeit für das Volk herein. Und nun war bei den Frommen des alten Bundes bei einem jeden neuen KJönig das große Fragen: "Bist du der, der da kommen soll, den Gott versporochen hat, oder müssen wir noch weiter auf die Erfüllung warten?" Es ist klar, daß wir langsam zu der Frage kommen, was denn das alles mit Weihnachten zu tun hat? Warum dieser Text am Christfest? Dieses Wort des Propheten Jeremia gehört schon von Anfang an in der christlichen Kirche zu den biblischen Texten der Advents- und Weihnachtszeit. Bei der Geburt des Jesuskindlein dort im Rancho zu Bethlehem begann sich diese Verheißung, daß der König Gottes kommen wird, zu erfüllen. Besonders dem Evangelisten Matthäus liegt es daran, nachzuweisen, daß Jesus ein Glied des davididischen Königsgeschlechtes ist. Gott hat seine Verheißung wahr gemacht und den einen und wahren Köinig gesandt, an dessen Geburt wir gerade in diesen Tagen gedenken. Diese Verheißung ist sogar in einer viel umfassenderen Weise in Erfüllung gegangen als die Frommen der damaligen Zeit es hätten jemals aus dem Worte des Jeremias herauslesen können. Einmal ist dieses Jesus Christus nicht nur der Herr und König des Volkes Gottes geworden, sondern der ganzen Welt, aller Menschen, des Himmels und der Erden. Zum anderen richtete er mitten unter uns Menschen nicht nur das Reich der Gerechtigkeit auf, in dem die Gerechtigkeit im Mittelpunkt steht, sondern in ganz besonderer Weise richtete er das Reich der Liebe Gottes au uns Menschen auf. Diese Liebe Gottes umfaßt seine Gerechtigkeit, aber sie ist größer als seine Forderung nach Recht und Gerechtigkeit durch uns. Seine Liebe zu uns hat diesen König Jesus Christus einen Weg zu gehen befohlen, an der Prophet Jeremia noch garnicht hatte denken können. Aus Liebe zu uns erfüllt er, der König, die von Gott geforderte Gerechtigkeit, die wir eigentlich Gott schulden und kam dabei selbst zu Tode. So setzte er mitten unter uns das Zeichen seines Kreuzes als ein Zeichen seiner Liebe und der seines Vaters zu uns auf. Bei der Geburt Jesu Christi vor 2.000 Jahren begann sich als die Verheißung des Propheten Jeremias zu erfüllen, daß der wahre König kommen soll. Allerdings liegt in der Erfüllung eine andere Betonung vor. Er ist nicht so sehr der König der Gerechtigkeit, als vielmehr der König der Liebe. So heißt es im Johannes-Evangelium von diesem König der Liebe: "Wie er hatte geliebt die Seinen, die in der Welt waren, so liebte er sie bis ans Ende." Wenn also die Verheißung anders in Erfüllung gegangen ist als der Prophet Jeremia sie uns verkündigt hatte, so hat er sich doch nicht geirrt, sondern er weist hin auf eine Erfüllung dieser Verheißung, die noch aussteht, die noch kommt. Und das Weihnachtsfest will unsere Blicke ja nicht nur zurücklenken auf das, was vor 2.000 Jahren geschah, sondern wir sollen nach vorwärts schauen auf das Ereignis, daß dieser Jesus Christus noch einmal auf diese Erde kommt, um sichtbar vor allen Augen als der König der Gerechtigkeit zu erscheinen und zu herrschen. Als dieser König der Gerechtigkeit wird er das gerechte Jüngste Gericht halten. Alle die, die bis dahin nicht durch seine Liebe zu ihm gezogen wurden, werden von dem gerechten Gericht in vollster Schärfe und Härte getroffen werden. Auch wird er dann seine Herrschaft so unter uns Menschen ausüben, daß wirklich Recht und Gerechtigkeit herrschen, daß jeder das Seine erhält, das, was ihm zusteht. Ach, wie seufzen wir nach dieser gerechten Herrschaft und sehnen uns als Jünger Jesu nach dem Kommen dieses gerechten Königs. Wann das sein wird, wissen wir nicht, aber das glauben und wissen wir ganz fest, daß dieses Wort Jeremias ganz in Erfüllung gehen wird. Wir haben die feste und froheste Zuversicht dazu, weil es zur Hälfte bereits vor 2.000 Jahren in dem Dorfe Bethlehem in Erfüllung gegangen ist. Wenn wir diese frohe Gewißheit haben, daß Jesus kommt und sein Reich der Gerechtigkeiut aufrichten wird, dann lassen wir uns auch nicht beeindrukcen durch die große Ungerechtigkeit, die durch die ganze Welt geht und in der der Mensch nur noch ein Körnlein Staub ist, das man auch noch jetzt zerschlagen und zertrümmern kann. Das Reich der Gerechtigkeit kommt, der König der Gerechtigkeit kommt. Das ist so wahr wie die Geburt vor 2.000 Jahren zu Bethlehem. Darum laßt uns in die gemeinsame Bitte einstimmen: "Komm, Herr Jesu, ja komme bald! Komm, wie du damals gekommen bist."
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