-1-Kirchenjahr bis Weihnachten 065 | Lugar/Ort:Aldea Protestante
Fecha/Datum:07/12/1969 | Otros Lugares/Weitere Predigtorte: Reffino, 14-12-1969 Lucas González, 9-12-1972 | Año Eclesiástico/Kirchenjahr:2. Adventssonntag | Libro Bíblico/Buchbezeichnung:Offrenbarung 3, 1-6 | | |
Skopus: Die Gemeinde ist kein frommer Verein | | -1-Kirchenjahr bis Weihnachten 65 - Offenbarung 3, 1-6 "Und dem Engel der Gemeinde zu Sardes schreibe: Das sagt, der die sieben Geister Gottes hat und die sieben Sterne: Ich weiß deine Werke; denn du hast den Namen, daß du lebest und bist tot. Werde wach und stärke das andere, das sterben will; denn ich habe deine Werke nicht völlig erfunden vor Gott. So gedenke nun, wie du empfangen und gehört hast, und halte es und tue Buße. So du nicht wirst wachen, werde ich über dich kommen wie ein Dieb, und wirst nicht wissen, welche Stunde ich über dich kommen werde. Aber du hast etliche Namen zu Sardes, die nicht ihre Kleider besudelt haben; und sie werden mit mir wandeln in weißen Kleidern, denn sie sind's wert. Wer überwindet, der soll mit weißen Kleidern angetan werden, und ich werde seinen Namen nicht austilgen aus dem Buch des Lebens, und ich will seinen Namen bekennen vor meinem Vater und vor seinen Engeln. Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!"
Viele Menschen außerhalb der christlichen Kirche oder Gemeinde, aber selbst auch viele Christen, verstehen diese als einen Verein, durch den gleichgesinnte Menschen im Singen und Beten, in frommen Übungen und im Pflegen inniger Gemeinschaft ihren religiösen Bedürfnissen nachgehen. Es dreht sich alles um ihn, den frommseinwollenden Menschen. Wir wissen, daß es solche Vereinigungen zur Befriedigung religiöser Bedürfnisse schon so lange gegeben hat, wie menschliche Lebewesen begannen, mit einer sie bedrohenden unerklärbaren Umwelt fertig zu werden. Sie hofften, diese bedohende Umwelt durch Religión zu besänftigen und sie für sich günstig zu stimmen. Das zeigen die verschiedensten Formen der Religionen, der primitiven wie auch der hochentwickelten. Und wenn die Berechtigung der christlichen Kirche oder Gemeinde damit begründet wird, daß man sagt -wie ich es hier in Argentinien schon oft gehört habe-: Religion muß ja schließlich sein, sonst könnten wir unseres Lebens ja nicht mehr froh werden. Religion gehört zum menschlichen Leben und unterscheidet uns vom Vieh, dann versteht man die christliche Kirche eben auch als solch eine religiöse Vereinigung. Von daher hat Karl Marx gesagt: "Religion ist Opium für das Volk." Nun wissen wir aus der Heiligen Schrift, daß die christliche Kirche, daß die christliche Gemeinde, eben nicht solch ein religiöser Verein ist, in der sich alles um den frommen Menschen dreht und sein Bemühen, mit den bedrohenden Gewalten seiner Umwelt fertig zu werden. Dagegen ist sie eine Schar von Menschen, die sich um Jesus Christus sammelt, um mit ihm an die Arbeit zu gehen und alles zu tun, daß der Mensch seine verlorene Menschlichkeit wieder erlangt. Dazu gehört es, daß ihm klar wird, daß ihm keine bedrohenden Gewalten umgeben, die er besänftigen muß. Er hat volle Freiheit diese Welt zu entdecken und zu erforschen und sich nutzbar zu machen. Wenn ihn etwas bedroht, dann sind es seine Mitmenschen, die ihre Menschlichkeit verloren haben. Jesu Aufgabe ist es, herauszustellen und in seinem Leben und durch sein Leben zu praktizieren, daß erst die Überwindung des Hasses durch die Liebe uns zu rechten Menschen macht, die ihr Leben sinnvoll gestalten und nicht sinnlos verplempern und die mithelfen, daß jeder, der ein mesnchliches Angesicht trägt, auch als ein Mensch leben kann, und nicht wie ein Tier, nicht in Elend und Armut und Krankheit ohne eine Hilfe. In diesem Bemühen unseres Herrn Jesus Christus haben wir Christen uns mit einzusetzen. Nur wenn das gelingt, werden wir als Menschen überhaupt eine Zukunft haben; werden wir es schaffen, daß im Jahre 2.000 auch die doppelte Anzahl von Menschen auf der Erde noch leben kann; werden wir es schaffen, daß wir zum Wohl der gesamten Menschheit weiter an der Erforschung dieser unserer Welt arbeiten können. Wir leben ja in der Adventszeit und wir wissen, daß eine Hauptbedeutung dieser Zeit darin liegt, daß wir erinnert werden an die Realität: Wir als Christen, wir als christliche Kirche, wir als eine christliche Gemeinde, werden uns in unserem Tun und Handeln und Reden vor Jesus Christus, dem Richter, verantworten müssen. Hier in unserem Text nehmen wir teil an einer Gerichtsverhandlung über die Gemeinde von Sardes in Klein-Asien und ihren Gliedern. Wie lautet der Urteilsspruch?: "Du hast den Namen, daß du lebst, aber du bist doch eine tote Gemeinde, denn ich weiß wirklich, was du tust und schaffst." Das bedeutet doch, nach außen sieht diese Gemeinde wie eine rührige und lebendige Gemeinde aus. Es gibt viele Versammlungen und Gottesdienste, die alle gut besucht werden. Die Kollekten und Opfer und Beiträge gehen so ein, daß es für sie keine finanziellen Probleme gibt. Sie kann sich selbständig erhalten und ist auf keine Hilfe von außen angewiesen. Die Gemeindeglieder singen und beten inbrünstig und machen religiöse und fromme Übungen. Das ist wirklich eine lebendige Gemeinde, könnte man meinen. Und doch, in den Augen ihres Herrn ist sie eine tote Gemeinde, ist sie nicht mehr als ein Verein zur Befriedigung religiöser Bedürfnisse. Wenn es darauf ankommt, im alltäglichen Leben ihrem Herrn zu helfen, daß im menschlichen Miteinander Haß durch Liebe ersetzt wird, ist von der ganzen Christlichkeit nichts mehr vorhanden. Wenn es darum geht, sich der Menschen in Not anzunehmen, dann denkt jeder nur an sich selbst. Wenn es sich darum handelt, einem Menschen in seinen Problemen beizustehen, dann scheut man die Komplikationen und den Zeitaufwand. Man möchte lieber religiös und fromm sein, anstatt Jesus Christus im grauen Alltag in seinem Bemühen um Hilfe für alle Menschen beizustehen. "Obwohl du als eine lebendige Gemeinde erscheinst, bist du tot", sagt der Herr von der Gemeinde zu Sardes. Mit scheint das Getue unseres Präsidenten Onganía vom 30. November 1969 mit seiner Wallfahrt und der Übergabe Argentiniens an Marias Herz unter Assistenz des römisch-katholischen Episkopats solch ein religiöser und frommer Zauber zu sein, der unter das gleiche Gerichtsurteil Jesu Christi fällt, wie das Tun in Sardes, während katholische Bischöfe und Priester und Gemeindeglieder und evangelische Kirchenführer, Pastoren und Gemeindeglieder gerade auch in Lateinamerika, selbstverständlich ebenfalls in Argentinien, von der Frage gequält werden, wie sie ihrem Herrn Jesus Christus in seinem Bemühen um die Zukunft, um unsere Zukunft, mit all den vielen Problemen und Nöten helfen können. Müßte der Herr uns als seine Gemeinde nicht auch zurufen: "Werde endlich wach!"? Oder sind wir nicht mehr als ein religiöser Verein? Oder sind wir bereits wirklich eine Schar von Menschen, die im Alltag ihres Lebens das praktiziert, was Er bis heute mitten unter praktiziert? Aber das ist ja die große Hoffnung für Sardes und für uns, daß trotz des Urteils: "Eine tote Gemeinde!" doch noch die Möglichkeit besteht, durch Jesus Christus neu anzufangen: "Tue Buße!", fang endlich an, ein ganzer Christ zu sein, der auch das tut, was Jesus Christus uns vorgelebt hat und was er von uns getan haben will! So fordert uns unser Text auf. Wie habe ich mich gefreut, als ich heute am 3.12.69 im EL DIARIO las, daß eine kleine methodistische Gemeinde in Colón/ Entre Ríos beschlossen hat, 3 x in der Woche den armen Schulkindern umsonst ein Frühstück auszugeben - ein großartiges Tun! Aber auch eine noch tote Gemeinde kann wieder zu neuem Leben erwachen. Wie lange für uns als Christen und als eine christliche Gemeinde allerdings die Möglichkeit eines Neuanfangs besteht, wissen wir nicht. Es gibt auch ein ZU SPÄT. Wir haben unzählige Beweise, daß eine Christenheit total in einem Gebiet verschwunden ist, weil sie den Ruf zur Erneuerung der Nachfolge hinter Jesus Christus her in den Wind geschlagen hat. Wir wissen, daß auch diese Gemeinde in Sardes durch ihren Ungehorsam gegenüber ihrem Herrn nach kurzer Zeit von der Bildfläche verschwunden ist, weil sie auch auf dieses Wort nicht mehr reagiert hat. Sie hat sich nicht mehr aufwecken lassen. Mögen wir doch vor solch einem Schicksal bewahrt werden. Durch dieses Wort, das uns zur Adventszeit zur Predigt gegeben worden ist, soll noch einmal unterstrichen werden: Adventszeit ist Bußzeit, ein Sichausrichten auf den Herrn, vor dem wir als Richter werden stehen müssen, wie wir im apostolischen Glaubensbekenntnis bekennen: "Von dannen Jesus Christus kommen wird zu richten die Lebendigen und die Toten."
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