-1-Kirchenjahr bis Weihnachten 004a | Lugar/Ort:Aldea Protestante
Fecha/Datum:02/12/1956 | Otros Lugares/Weitere Predigtorte: Camarero, 2. Advent 1956 | Año Eclesiástico/Kirchenjahr:1. Advent | Libro Bíblico/Buchbezeichnung:Matthäus 21, 1- 9 | | |
Skopus: Einzug Jesu in Jerusalem | | -1-Kirchenjahr bis Weihnachten 4a - Matthäus, 21, 1 - 9 "Da sie nun nahe an Jerusalem kamen, gen Bethphage an den Ölberg, sandte Jesus seiner Jünger zwei und sprach zu ihnen: Gehet hin in den Flecken, der vor euch liegt, und alsbald werdet ihr eine Eselin finden, angebunden und einen Füllen bei ihr; löset sie auf und führet sie zu mir! Und so euch jemand etwas wird sagen, so sprechet: Der Herr bedarf ihrer; sobald wird er sie euch lassen. Das geschah aber alles, auf daß erfüllet würde, was gesagt ist durch den Propheten, der da spricht: Saget der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir sanftmütig und reitet auf einem Esel und auf einem Füllen der lastbaren Eselin. Die Jünger gingen hin und taten, wie ihnen Jesus befohlen hatte, und brachten die Eselin und das Füllen und legten ihre Kleider darauf und setzten ihn darauf. Aber viel Volks breitete die Kleider auf den Weg; die anderen hieben Zweige von den Bäumen und streuten sie auf den Weg. Das Volk aber, das vorging und nachfolgte, schrie und sprach: Hosianna dem Sohn Davids! Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn! Hosianna in der Höhe!"
Es ist wieder so weit, daß der König der Ehren seinen Einzug in Jerusalem halten will. Vielleicht haben wir es schon einmal auch in unserer Zeit in der Zeitung verfolgt, wie es zugeht, wenn ein neuer König oder eine neue Königin den Thron besteigt. Mir ist es noch deutlich, wie es war, als die englische Königin den Königsthron bestieg. Kaum zu glauben ist diese ganze Prachtentfaltung dabei und diese Begeisterung. Auch in unserer Geschichte findet ein Einzug und eine Thronbesteigung eines Königs statt, nein, nicht irgendeines Königs, sondern des Königs aller Könige. Sellbstverständlich ist es, daß wir diesen Einzug auch vergleichen mit den anderen Einzügen der Könige und Kaiser mit den betreffenden Thronbesteigungsfeierlichkeiten. Allerdings werden wir erschüttert fragen müssen, was hat unsere Geschichte überhaupt noch mit einem Einzug eines siegreichen Machthabers in seine Hauptstadt zu tun? Da sehen wir doch diesen Menschen Jesus von Nazareth auf einem Esel sitzend in die Königsstadt Jerusalem einziehen. Wie wir uns auch anstrengen mögen, etwas königliches festzustellen, wir vermögen es nicht. Er trägt kein Purpurgewand und hat auch kein goldenes Zepter in der Hand und keine Krone auf dem Haupt. Weder fährt er in einem herrlichen Staatswagen einher, noch reitet er stolz hoch zu Rosse. Er zieht in Jerusalem ein auf einem Esel, auf einem armer Leute Tier. Ja, wenn er wenigstens noch auf seinem eigenen Esel gesessen hätte, aber wir erfahren aus unserer Geschichte, daß er sich diesen Esel sogar hat pumpen müssen: "Jesus sandte zwei seiner Jünger nach Bethphage und sprach zu ihnen: Gehet hin in den Flecken, der vor euch liegt und alsbald werdet ihr eine Eselin finden angebunden und ein Fülloen bei ihr, löset sie auf und führt sie zu mir. Und so euch jemand etwas wird sagen, so sprechet: Der Herr bedarf ihrer, sobald wird er sie euch lassen." Reichlich lächerlich, nicht wahr!, hier von einem Einzug eines Königs nach unseren Vorstellungen zu sprechen. Was wir zu sehen bekommen ist nur eine Karrikatur oder eine Attappe eines Königs. Jeder echte und anständige König oder Machthaber oder Präsident würde es sich schwer verbeten, mit einer solchen Gestalt verglichen zu werden. Nichts ist vorhanden, was an den Einzug eines wahren Königs erinnert. Und wenn wir einen Blick tun in das Geschehen nach diesem Einzug, sind wir noch mehr entsetzt. Normalerweise folgt einem Einzug immer die Krönung mit der Thronbesteigung und es folgt die erste programmatische Rede des neuen Königs. Dem Einzug Jesu folgte in der Tat auch eine Krönung, aber wir sehen keine Krone aus purem Gold mit den herrlichsten Diamanten besetzt, sondern es ist nur eine Dornenkrone, die ihm auf das Haupt gedrückt wird, sodaß das Blut heruntertrieft. Er wird auch auf einen erhöhten Stuhl erhoben. Aber welch ein Hohn!, es ist das Kreuz, an dem er zwischen Himmel und Erde hängt. Auch Jesus hält eine Thronbesteigungsrede von seinem erhöhten Platz des Kreuzes aus. Aber diese Antrittsrede des neuen Königs lautet: "Mich dürstet!" und "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?!" So also endet der Einzug Jesu in Jerusalem. Wir können uns gut vorstellen, daß die Führer des damaligen Volkes verächtlich die Nase rümpften: "Und als er zu Jerusalem einzog, erregte sich die ganze Stadt und sprach: "Wer ist der überhaupt?" Kurze Zeit später brüllt das ganze Volk: "Kreuziget, kreuziget ihn!" Daran ändert auch nichts, daß hier in unserer Geschichte von einem kleinen Völklein gesprochen wird, das diesem König zugejubelt hat. Ja, diese kleine Schar hatte wohl dem einziehenden Jesus zugejubelt, aber sie tat es nur deshalb, weil sie fest damit gerechnet hatte, daß sich doch noch alles ändern würde: weil sie angenommen hatte, er werde doch noch durch eine Revolution, durch eine Volkserhebung, alle Macht an sich reißen und dann doch noch mit aller Pracht und Herrlichkeit den Thron besteigen. Aber als sich diese Hoffnung nicht erfüllte, da flohen sie alle. Es ist in der Tat so, daß dieser Jesus von Nazareth mit seinem Einzug in Jerusalem mit allen anderen Einzügen von Machthabern nicht verglichen werden kann. Und doch -, so sagt es unser Text, dieser Jesus ist wirklich und wahrhaftig ein König. Ja, er ist sogar der König aller Könige, der Herr aller Herren. Er ist der, den Gott schon durch seine Propheten dem Volke Israel versprochen hatte. Er ist der, durch den Gott sein Werk zu unserem Heil zur Vollendung bringen wollte. Schon der Prophet Sacharja sagte es mehrere Jahrhunderte zuvor, daß der König Gottes auf diese Weise in Jerusalem einziehen wird: "Saget der Tochter Zion, siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm, und reitet auf einem Esel und auf einem jungen Füllen der Eselin." Vielleicht kommt jetzt unter uns die Frage auf, was soll dann überhaupt diese so ernste Geschichte heute am 1. Adventssonntag? Sie paßt doch garnicht zu uns, die wir uns in den kommenden Tagen und Wochen auf das frohe Weihnachtsfest vorbereiten wollen. Diese Geschichte paßt doch wirklich nicht zu dem, wie wir uns unter Adevent und Weihnachten vorgestellt haben. Verdirbt diese Geschichte uns nicht die Adventsstimmung? Es wäre sehr gut, wenn es diesem in Jerusalem einziehenden König wirklich gelingen würde, unsere Stimmung zu versalzen. Nicht unsere Geschichte ist am 1. Advent fehl am Platze, sondern unser ganzes Getue in der Advents- und Weihnachtszeit.. Advent, rechter Advent, hat es immer mit diesem Jesus von Nazareth zu tun, wie er da so fern aller Würde und Macht und Herrlichkeit einzieht. Gerade dieser ist der König Gottes. Gerade dieser ist es, auf den wir uns in der Adventszeit vorbereiten sollen. Er hätte durchaus auch anders gekonnt. Er hätte auch seine ganze Macht und Herrlichkeit zeigen können, doch er verzichtete darauf. Er wollte uns durch sein Armwerden, durch sein Leiden und Sterben, den Weg zum Vaterherzen öffnen. Jesu Niedrigkeit und Leiden und Sterben vollbrachte das Heilswerk Gottes für uns. Dieser so verschmähte König Jesus Christus konnte dann am Kreuz in der letzten Stunde ausrufen: "Es ist vollbracht!" Es ist von ihm vollbracht, daß wir mit aller unserer Schuld nicht zusammenbrechen brauchen; daß wir alle hören dürfen: Durch eure Schuld wurde ein Strich gemacht. Wir sind nun frei und ledig. Wir sind wieder Kinder unserer Gottes. Der Zugang zum Vater im Himmel ist wieder für euch geöffnet. Adventszeit bedeutet, sich auf diesen Herrn und sein Kommen vorzubereiten; mit aller unserer Schuld zu ihm zu kommen und sie ihm zu Füßen zu legen. So ruft uns unsere Geschichte heute weg von allen falschen Advents- und Weihnachtsvorbereitungen, von allen Stimmungsmachereien und fordert uns auf, ihn zu empfangen als den, der uns unsere Schuld vergibt und uns von ihr frei macht. Die vergangenen Generationen haben von einer solchen Adventsvorbereitung etwas gewußt, als sie diese Adventszeit begingen als eine ZEIT DER BUSSE. Laßt auch uns wieder neu lernen, in einer solchen bußfertigen Haltung Jesus Christus als unseren Herrn zu empfangen. In dieser Weise ist der Einzug in Jerusalem trotz aller Ärmlichkeit und trotz allen Hohns und Spottes dennoch der Einzug des von Gott gesandten Messias und Heilandes. Jesus Christus ist wirklich und wahrhaftig der Herr aller Herren, der nur eines im Sinne hat, uns das ganze Heil zu erringen und es uns zu schenken. Darum kann es eigentlich für uns nichts anderes geben, als daß wir diesem einziehenden König dennoch zujubeln und zurufen: "Hosianna dem Sohn Davis! Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn! Hosianna in der Höhe!"
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