Brief von R. Groscurth, Kirche der Union | Brief Nº 143 | Lugar/Ort:Berlin | Fecha/Datum:1989 | | Resumen/Skopus: | | Evangelische Kirche der Union - Kirchenkanzlei Bereich Bundesrep. und Berlin West Herrn Pfarrer Karl Schwittay Holzstr. 140 -zur Zeit- 4630 Bochum 6 Berlin, den 21. Juni 1989 E.O.894/89-312-0 Lieber Bruder Schwittay, das, was Sie mir am vergangenen Mittwoch erzählt haben, habe ich doch kurz entschlossen zu Papier gebracht und auch meinen Kollegen davon Kenntnis gegeben. Wir haben uns an die alte Zeit erinnert, als die Frage des Beitritts der EKaLP zum LWB ein sehr brisantes Thema war und die EKU dann gleichsam das "Wohlverhalten", nämlich den Nicht-Beitritt, mit jährlichen Zuschüssen "honorierte". Sie werden sich auch noch an diese Zeit erinnern. Sie haben mir gesagt, daß sie noch bis zum September in der Bundesrepublik sein werden. So habe ich Frau Alamé gebeten, in der Hauptabteilung III nach Ihrer Adresse zu forschen, damit Sie diese Sendung noch erreicht. Ich habe ein anderes Papier beigefügt: die Ausarbeitung der ökumenischen Ausschüsse über die Zusammenarbeit mit den "Weltweiten christlichen Gemeinschaften". Dieser Text ist damals durch die Räte gegangen und hat in seinen Grundlinien den Beifall gefunden. Wir bemühen uns seitdem um die geordnete Zusammenarbeit, was allerdings auch nicht ganz einfach ist. Sie können zu Hause von diesem Text durchaus Gebrauch machen. Es war schön, daß wir doch relativ viel Zeit für einander hatten. Ich hoffe, es geht Ihnen weiter gut. Mit sehr herzlichen Grüßen an Sie und Ihre liebe Frau. Ihr (Unterschrift) Reinhard Groscurth Beiblatt: Evangelische Kirche am La Plata Im Anschluß an meinen Vortrag bei der Übersee-Pfarrkonferenz bat mich Pfarrer i.R. Karl Schwittay um ein Gespräch. Wir haben mit ihm und seiner Frau noch längere Zeit zusammengesessen. Ich fasse die Ergebnisse in Kurzform zusammen. 1. Gespräche mit den Kongregationalisten Auf der Generalsynode der UCC 1981 entdeckte Pfarrer Kanstein einen Vertreter der Kongregationalisten aus Argentinien, eine Partnerkirche des Board for World Ministries. Nachdem er darüber im ökumenischen Ausschuß berichtet hatte, habe ich UCBWM darauf hingewiesen, wir hätten doch Interesse an einem näheren Miteinander der Partnerkirchen. Meinerseits habe ich den Kirchenpräsidenten am La Plata auf die Beziehungen hingewiesen. Er versprach, sich darum zu kümmern. Das Ergebnis war, daß sich von jeder Seite drei Theologen für mehrere Sitzungen zusammengefunden haben. Schwittay war dabei. Seine Einschätzung: mit den Vertretern überhaupt kein Problem, weil im theologischen und praktischen Bereich viel Übereinstimmung gefunden wurde. Allerdings haben dann die Kongregationalisten diese in einem Papier niedergelegte Übereinstimmung desavouiert. Sie haben kirchenleitend festgestellt, es habe sich nur um Privatpersonen gehandelt, die mit der EKaLP gesprochen hätten. Ich bat Pfarrer Schwittay um die Unterlagen, damit ich sie über Ken Ziebell an den entsprechenden Kollegen im Board for World Ministry schicken kann. Im übrigen machten Schwittays nach Ende unseres offiziellen Gesprächs die Bemerkung, man wisse überhaupt nicht, in welche Richtung sich die Kongregationalisten bewegten; offenbar seien große Teile von der Pfingstbewegung angesteckt. 2. Leuenberger Konkordie. Pfarrer Schwittay war einer der Motoren für die Annahme der LK durch die EKaLP. Daß auch die kleine Vereinigte Lutherische Kirche ("Unida") und die Waldenser die LK angenommen haben, ist sicher auch Schwittays Verdienst. Interessant ist, daß jetzt die EKaLP mit den Methodisten im Gespräch ist. Schwittay hielt es nicht für ausgeschlossen, daß sich auch die Methodisten zur LK verhielten. Zwar in den Gesprächen einerseits die Frage : "Was haben wir damit zu schaffen?" Andererseits: Hier ist auf dem europäischen Kontinent Übereinstimmung - warum sollen wir das nicht mit unserer Unterschrift bekräftigen? Für Dr. Hüffmeier ein sicher nicht uninteressanter Aspekt. 3. Der Kirchenrat Argentiniens ist noch nicht sehr alt, ist aber der Rahmen, in dem dies alles geschieht. Das bedeutet: Das allgemeinde Miteinander in einem Rat der Kirchen verhindert nicht bilaterale oder trilaterale Gespräche innerhalb der größeren Gemeinschaft. Vier orthodoxe Kirchen sind ebenso Mitglied wie die Römisch-katholische Kirche. Inwieweit dieser Rat sich in der politischen Übergangsphase und Ungewißheit bewähren kann, ist natürlich noch unentschieden. Schwittay war betrübt über die Unbeweglichkeit der Orthodoxie... 4. Ganz gegen den Willen von Karl Schwittay hat der Exekutivrat der EKaLP das, was wir am ehesten als Ökumene-Ausschuß bezeichnen würden, gebeten, die Frage der Mitgliedschaft im LWB zu ventilieren. Schwittay, ein Sohn der Union, hat das zunächst einmal nach Kräften zu inhibieren versucht, hat dann aber mit seinen Ausschußkollegen einen Vorschlag gemacht, der jetzt wohl auch angenommen wird: Doppelbeitritt zu LWB und RWB. Er hat dazu die Verfassungen der Weltbünde angeschaut und hält die Bestimmungen des RWB für viel offener als die des LWB. Er schließt übrigens nicht aus, daß das Interesse an LWB--Mitgliedschaft auch materiell begründet wird; man sieht ja doch sehr deutlich, was der LWB für die benachbarte brasilianische Kirche tut, die ja ursprünglich ähnlich unierte Kirche war wie die EKaLP. Ich habe meinerseits von den langjährigen Überlegungen innerhalb der EKU berichtet und ihm u.a. gesagt, wir hätten damals gemerkt, daß die EKU nicht stark genug sei, um etwa eine Brückenfunktion zwischen den beiden Weltbünden wahrzunehmen. Als er auf das jahrelange Werben des LWB um Mitgliedschaft hinwies, habe ich ihm erwidert, ich hätte im Laufe der Jahre den Eindruck gehabt, dem LWB ginge es einerseits um die Öffnung zu den unierten Kirchen und andererseits um die Öffnung gegenüber Missouri; beide Türen kann man aber nicht gleichzeitig aufmachen, denn sonst gibt es Durchzug! Daß die Sparmaßnahmen im LWB sicher auch eine Nitgliedschaft nicht mehr attraktiv machen, dürfte auch erwiesen sein - jedenfalls habe ich diese Befürchtung an meinen Partner weitergegeben. Zum Verfahren: 1. Umlauf im Kollegium 2. Besprechung in der Kollegialsitzung am 20. Juni 89. 3. Inoffizielle Kopie an Herrn Pfarrer Schwittay im Anschluß an die Kollegialbesprechnung. (Unterschrift) Reinhard Groscurth-15.6.1989
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