Die Taiping-Rebelion um 1850 in China | Conferencia Nº 010 | Lugar/Ort:Frauenkreis Rotthausen | Fecha/Datum:1950 | | Resumen/Skopus: Die Taiping-Rebellion in China im Jahre 1850 | | Die Taiping-Rebelión um 1850 in China. HUNG-SIU-TSUEN war ein Bauernsohn. Er sollte Gelehrter werden, um dann die Beamtenlaufbahn zu beschreiten. Dazu waren 10 Staatsprüfungen abzulegen. Er fiel schon beim 4. Examen durch (1834). Er versuchte es zum zweiten Mal -1837- Er fiel abermals durch und bekam einen Nervenzusammenbruch. 40 Tage lag er todkrank darnieder. Auf dem Krankenbett hatte er folgende Vision: Er erhielt ein Siegel, ein Schwert und einen Pfirsich als Zeichen der Unsterblichkeit. Er wird in eine wunderbare Landschaft versetzt. Es erscheint Chang-Ti, der Herr des Himmels. Und bei Chang-Ti ist der alte Bruder. Der alte Bruder ruft ihn, den jüngeren Bruder HUNG, und fordert ihn auf, er soll ihm helfen an der Vernichtung der Götzen und Dämonen und an einer sittlichen Erneuerung der Menschheit. Hung wird gesund und wird Volksschullehrer. Die Vision erscheint bedeutungslos zu sein und er behandelt sie als Auswirkung der Krankheit. Nach 6 Jahren bekommt er ein christliches Traktat in die Hand: "Gute Worte zur Ermahnung der Welt". So kommt er mit dem Christentum in Berührung. Die Vision erhält dann für ihn einen christlichen Inhalt. Der Alte im Himmel ist Gott, der Vater. Der ältere Bruder ist Jesus Christus. Und er, Hung, wird zum Propheten..Die Götzen und Dämonen, die er vertilgen soll, sind die Götzen seines Volkes. Und dabei würde Jesus als der ältere Bruder ihm helfen. Im Traktat ist von der Taufe als von der Voraussetzung der Zugehörigkeit zum Christentum die Rede. Was tut Hung daraufhin? Hung und sein Freund taufen sich gegenseitig. 1847 reist Hung, um näher mit dem Christentum in Berührung zu kommen, nach Kanton zu einem Missionar, bei dem er 1 Monat Unterricht erhält. Dann läuft er von ihm fort und geht seinen eigenen Weg. Er ruft eine grosse politische, religiös christlich-verbrämte Bewegung ins Leben. Er sammelte um sich Freunde und Anhänger und verkündigte ihnen seine neue Lehre. Wie sah diese Lehre aus? Eine Mischung von Christentum und Konfuzianismus. 1. Hung fühlt sich zum Kaiser von China berufen, der den Auftrag bekam, die bestehende MANTSCHU- Dynastie auszurotten. 2.Der Götzendienst soll ausgetrieben werden. 3.Opium nehmen ist bei Todesstrafe verboten. Die neue Dynastie, die er aufrichten wollte, sollte TAIPING heissen, d.h. grosser Friede. Hung nannte sich selbst TIEN-WANG (Himmelsbürger) und umgab sich mit einem grossen Hofstaat. Seine Lehre: Tschang-Ti, Gott, der Vater, hat Jesus, den älteren Bruder, gesandt, um durch Tod und Auferstehung die Menschen zu erlösen. Und jetzt sendet er Hung, den jüngeren Bruder, um das Reich des Friedens aufzurichten. Tschang-Ti, Jesus und Hung bilden die Dreieinigkeit. Die Bibel, das Wort Gottes, wird ergänzt durch Offenbarungen des Hung, der auch nur allein authentische Auslegung der Bibel zu geben vermag. Die Gläubigen sollen sich gegenseitig taufen zur Bereinigung der Sünden, zur Erneuerung und zur Wiedergeburt. Der Sabbat wird gefeiert, die 10 Gebote eingeschärft, das Abendmahl fehlt. Es entsteht eine grosse Bewegung, zuerst ein kleiner Kreis von Freunden, dann eine Gesellschaft der Gottesverehrer in der Provinz Kwang-Tsi. 1851 proklamierte er sich selbst zum Kaiser mit dem Titel Tien-Wang. Jetzt kam es zum Kampf mit der bestehenden Dynastie Mantschou. Immer grössere Massen strömten ihm zu. Im grossen Siegeszug ging es durch die Provinzen Chinas. 1853 Einzug in Nanking. Dort schlug er seine Residenz auf und liess sich einen Palast bauen und regierte als Kaiser. Viel Blut war geflossen, 20.000 Männer und Frauen wurden abgeschlachtet. Einige Zeit spaeter bei einer Palastrevolution kamen 30.000 Männer um. Aber dieses wurde nicht als Grausamkeit empfunden, weil es bei jedem Wechsel einer Dynastie so zuging. Im Übrigen hielt er gute Zucht. Opium war bei Todesstrafe verboten, ebenso auch Weingenuss und Rauben und Plündern. Der Kaiser regierte nach chinesischer Sitte in grosser Zurückgezogenheit von seinem Palast aus. Er versenkte sich in die Bibel und entwickelte von dort aus seine Reformprogramme für China. Seine vom christlichen Gedankengut getragenen Reformpläne konnten nicht entwickelt werden, weil er seine eigene Macht festigen musste. In der Zeit von 1856 - 60 war die Mantschou-Dynastie durch den 2. und 3. Opiumskrieg verhindert, die Taiping-Rebellion niederzuwerfen. Hung nahm Beziehungen zu europäischen Mächten auf und rechnete damit, dass die Engländer und Franzosen die Taipings als christliche Glaubensbrüder anerkennen würden. Tien-Wang hatte in seinem Reich Religionsfreiheit proklamiert. Das war bei den anderen Dynastien nie der Fall. Den christlichen Missionen war volle Arbeitsmöglichkeit zugesichert. Und was geschah? Am 14. August 1860 eröffneten französische Truppen vor Changhai auf einen Heerhaufen der Taipings ein mörderisches Feuer. Und was war geschehen? Engländer und Franzosen hatten sich auf die Seite der christentumsfeindlichen Mantschou-Dynastie geschlagen, die sie gerade im Frieden von Peking niedergezwungen hatten. Die christlichen Völker Europas halfen den Heiden und kämpften den christlich eingestellten Tien-Wang. Der Grund? Offenbar haben wirtschaftliche Interessen und politische Überlegungen über jegliche christliche Solidarität den Sieg davon getragen. Entscheidend war hier die Opiumfrage. Die Franzosen liessen sich gegen die Taipings einnehmen, weil diese den Katholizismus wegen des Marienkultus und der Heiligenverehrung als Götzendienst behandelten. Ob dieser Behandlung willen waren die Taipings bitter enttäuscht. Der General Gordon unterstützte die heidnische Regierung und belagerte Nanking und liess die Stadt aushungern. Am 19.Juli 1864 drang das chinesische Heer in Nanking ein. Tien-Wang nahm sich das Leben. Ein grausames Morden begann. In 3 Tagen sollen 100.000 Menschen in Nanking ermordet worden sein. Auch im übrigen Reich ging die Taiping-Rebellion in Strömen von Blut zugrunde. Auswertung: 1. Es ist schwer zu sagen, welche Entwicklung die Geschichte Chinas oder speziell die Missionsgeschichte genommen hätte, wenn die Taiping-Regierung sich hätte durchsetzen können. Es ist zu bedauern, dass eine solche Bewegung, die so originell Chinesentum und Christentum zu verbinden wusste, so jämmerlich zusammengeschlagen wurde und dann noch mit Hilfe christlicher Länder. Infolge der Niederlage bekamen Argwohn und Hass gegen die Missionare neue Nahrung. Weil die Teipings unterlegen waren, musste nach chinesischer Anschauung der Himmel gegen sie sein. So wuchs jetzt der Widerstand der Chinesen gegen das von den fremden Missionaren ins Land gebrachte Christentum immer mehr. 2. Auf der anderen Seite muss man bezweifeln, ob die Vermischung von Konfuzianismus und Christentum dem Lande hätte zum Heil werden können, zumal eine Verquickung von christlicher Verkündigung und politischen Motiven vorlag. Es hätte eines grossen Reformators bedurft, um die Taipings auf den Grund des Christentums zu stellen. 3. Es ist zu beachten, wie nach einer nur geringen Berührung mit dem Christentum eine solch ungeheure Kraft in der Taiping-Bewegung zu Tage trat. Hung hatte ein christliches Traktätchen gelesen und einem Monat von einem Missionat Unterricht bekommen. Welche Kraft steckt doch im Evangelium, wenn schon durch ein kleines Papier über diesen Glauben ein solcher Einfluss ausgegangen ist. Vortrag von Karl Schwittay, gehalten im Jahre 1950 im Frauenkreis der Gemeinde Gelsenkirchen-Rotthausen.
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